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Segnender Jesus. Foto: Donralfo |
Mt. 5,44 Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, segnet, die euch
fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und betet für die, die euch
beleidigen und verfolgen
1.Petr 3,9 ...und vergeltet nicht Böses mit Bösem, oder Scheltwort
mit Scheltwort, sondern im Gegenteil segnet, weil ihr dazu berufen
worden seid, daß ihr Segen ererbet.
Jemanden segnen bedeutet: Gutes über
ihn aussprechen, ihm Gutes wünschen - im Namen Gottes und im Namen Jesu
Christi. - Das Gegenteil ist ihm zu fluchen, ihm Böses zu wünschen, zu
meckern und murren, über ihn zu klagen.
Im Segnen und im Fluchen liegt eine große Macht verborgen - sowohl zum Guten als auch zum Bösen. In den Weisheits-Sprüchen Salomos heißt es:
"Tod und Leben steht in der Gewalt der Zunge" (Spr.18,21)
Neulich hatten wir eine gute Gelegenheit zu meckern und zu murren und auf jemanden zu schimpfen und
haben es zu Anfang auch getan - ich bin mir der biblischen Weisheit ja
nicht unbedingt in jeder Situation bewußt und lebe sie daher auch leider
allzuoft nicht in der Praxis aus.
Ein Nachbar mit
Fenstern zum gemeinsamen Hof war der Meinung er müsste die ganze Nacht
laute Musik laufen lassen - bei geöffneten Fenstern!
Wir dagegen
schlafen lieber des nachts - zumindest so ab Mitternacht - und haben
dabei auch gern geöffnete Fenster wegen der frischen Luft. Mit
geschlossenen Fenstern wird die Luft schnell stickig und verbraucht in
dem kleinen Schlafzimmer. Also meckert und schimpft man so einige Zeit,
gibt dem unbekannten Nachbarn einige übele Schimpfnamen wie: Blödmann,
Affe, Idiot usw. und schließt dann nach ein paar Stunden das Fenster um
wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf zu finden.
Bei dem
Nachbarn lief die Musik dann noch den halben Tag weiter, es war einige
Stunden Ruhe und ging dann abends wieder los. Das Spiel ging auch den
zweiten und dritten Tag so weiter - so daß wir dann früher unser Fenster
schlossen.
Morgens dachte ich mir dann:
Vielleicht sollte ich für den Mann (Natürlich muß es ein Mann gewesen sein) mal beten.
Ich
habe schon vor vielen Jahren die Lektion gelernt daß Fürbitte bedeutet
FÜR jemanden zu beten - nicht GEGEN jemanden! Denn Gott liebt alle
Menschen gleich und ist grundsätzlich FÜR uns und nicht GEGEN uns. Sooft
ich GEGEN Dinge gebetet habe, die mich bei den Anderen stören und die
meiner Meinung nach dem Willen Gottes entgegen standen habe ich keine
Gebetserhörungen erlebt so weit ich mich erinnern kann.
Also fing ich an den Krachmacher zu segnen und ihm im Gebet gutes zu wünschen.
Nach kurzer Zeit hatte ich innerlich den Eindruck daß dieser Mensch
ernsthafte seelische Probleme hat. Ich betete daß Gott ihm in seiner
Güte begegnet und ihm Heilung schenkt - mir kam der Gedanke daß er
vielleicht unter einer Angststörung leidet die er versucht mit der
nächtlichen Musik zu kompensieren.
Auch dafür betete ich und bekam
richtiges Mitempfinden mit diesem Menschen. Mein Ärger verflog sehr
schnell - auch der Gedanke eventuell irgendwann nachts die Polizei zu
rufen - und machte Mitgefühl und Sympathie platz.
Ich erwartete nicht daß mein Gebet eine Auswirkung auf die nächtliche Störung hatte
- es war mir auch egal geworden. Allerdings warteten wir abends dann
vergeblich auf die Beschallung und konnten das Fenster offen lassen.
Seitdem ertönt die Musik nur noch sehr sporadisch und auch nie mehr
nachts. Ich habe keine Ahnung wer der "Übeltäter" war würde mich aber
freuen ihn kennen zu lernen.
Ähnliches habe ich viele Jahre zuvor bei noch wesentlich gravierenderen Ruhestörungen erlebt als nichts half: Keine
Beschwerde oder gütliches Zureden und auch kein DAGEGEN beten in dem
Namen Jesu Christi und Ausübung meiner geistlichen Autorität gegen die
"Mächte der Finsternis".
Ich wohnte damals im Wohnheim
für Schwerstbehinderte direkt über der Station wo ich Körperbehinderte
pflegte auf dem sogenannten Pflegerflur. Im Zimmer auf der
gegenüberliegenden Seite des Flures wurde nacht für nacht lautstark
gefeiert, so daß auch kein Ohropax mehr half. Und es war sehr hellhörig
dort - die Wände waren dünn. Es waren Schwestern und Pfleger die dort
überhaupt nicht wohnten sondern den Raum ausschließlich für ihre Gelage
nach Feierabend nutzten.
Die Feiern dauerten nicht selten bis 4:00
Uhr nachts und ich hatte oft am nächsten Morgen Frühdienst und musste
um 6:00 Uhr auf der Station antreten.
Ein Christ wohnte
direkt im Nebenzimmer und hatte auch schon alles versucht um seine Ruhe
zu kriegen. Er war Klassik-Fan und hatte in seiner Verzweiflung schon
seine Lautsprecherboxen direkt gegen die Wand gerichtet und Orgelmusik
von Bach laut aufgedreht. Es interessierte keinen.
Die Wende kam als wir uns entschlossen unsere geballte Gebetskraft zu vereinigen
und mal zusammen für die Lage zu beten: Ich war erstaunt als Andreas
anfing meine Kollegen zu segnen und sogar ihre Familien in den Segen
Gottes einschloß. Ich stieg sofort darauf ein und segnete mit.
Diesmal kam kein Wort der Anklage oder des Murrens über unsere Lippen -
nur Segen und gute Wünsche.
Gegen
Mitternacht legte ich mich ins Bett und las vor dem Licht löschen noch
einen Psalm. Ich hatte ihn noch nicht zu Ende gelesen als die Tür im
Nachbarzimmer aufging und die Leute sich nach und nach verabschiedeten.
Man konnte jedes Wort verstehen!
Seitdem war Ruhe. Für immer!