Samstag, 6. Juni 2020

Der Geist des Gebets

Sach 12,10    Aber über das Haus David und über die Einwohner von Jerusalem will ich ausgießen den Geist der Gnade und des Gebets, und sie werden auf mich sehen, den sie durchstochen haben, und sie werden um ihn klagen, wie man klagt um ein einziges Kind, und sie werden bitterlich über ihn weinen, wie man bitterlich weint über einen Erstgeborenen.
(Schlachter 1951)

Den "Geist der Gnade" haben sicher alle Menschen erfahren, die Jesus eingeladen haben, Herr über ihr Leben zun sein. Ich z.B. hätte mich überhaupt nicht bekehrt und zu Jesus als Retter gefunden, wenn ich nicht den wunderbaren Geist des Herrn absolut unverdient in massiver und überzeugender Weise erlebt hätte.
Nur durch das Wirken des heiligen Geistes und seine erfahrbare Güte sind wir überhaupt in der Lage, zu Gott umzukehren!

Aber in diesem Post geht es mir um den "Geist des Gebets", oder wie die Elberfelder Bibel übersetzt, den "Geist des Flehens". Im Römerbrief lesen wir, daß der heilige Geist uns beim Beten helfen will - mit unaussprechlichem Seufzen.



Röm 8,26    Ebenso aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt, aber der Geist selbst verwendet sich in unaussprechlichen Seufzern.

Wenn der Geist Gottes mit seinem Flehen und Seufzen über uns kommt und unser Herz als "Geist des Gebets und Flehens" erfüllt, kann dann dieses Bitten und Flehen unerhört bleiben?
Warum Gott uns kleine Menschlein überhaupt braucht bzw. gebraucht, um seinen Willen auf der Erde zur Geltung zu bringen ist mir ein Mysterium!
Ich jedenfalls habe den Geist des Gebetes als überaus machtvoll und wirksam erlebt.

Eines Tages fiel mir auf dem Weg nach Hause eine Ecke vor unserer Straße in Alt-Laatzen ein Mann im kleinen Park auf, der dort auf der Bank saß. Unrasiert mit 7-Tage-Bart und etwas ungepflegt wirkte er auf mich - auf diesen Bänken im Park saßen oft die Alkoholiker mit ihren Flaschen, in der Nähe war ein Kiosk.
Der Mann kam mir irgendwie bekannt vor und als ich ihn näher betrachtete war ich mir sicher, daß ich es mit einem sehr bekannten Ex-Fußballtrainer von Hannover 96 zu tun hatte, über den ich immer wieder mal in der Zeitung gelesen hatte, daß er schwerer Alkoholiker geworden war und man ihn manchmal völlig verwahrlost und volltrunken im Stadtwald von Hannover, der Eilenriede aufgefunden hatte. Er war offenbar sogar zeitweise obdachlos geworden.
Mitleid kam in mir auf, ich wollte mich zu ihm setzen und ihn fragen, ob er wirklich Werner Biskup sei und ob ich ihm irgendwie helfen und für ihn beten könne.

Dann erschien mir das irgendwie so gönnerhaft von mir  und vielleicht peinlich für ihn zu sein, wenn ein wildfremder Mensch den "Prominenten" anquatscht und zutextet, jedenfalls ging ich vorbei und war in 2 Minuten zuhause.

Mittlerweile war das Mitleid in mir rasant angestiegen und zu einer großen Welle in meiner Seele geworden. Ich fand es einfach unerträglich, daß solch ein beliebter und erfolgreicher Trainer, mit dem Hannover 96 in die Bundesliga aufgestiegen war dermaßen abgestürzt war und nun total im Dreck darnieder lag!
Ich ging in meinen Gebetskeller und fiel auf die Knie. Und hier kam der Geist des Flehens und der Fürbitte dermaßen heftig über mich, wie ich es nie zuvor erlebt hatte. Ich fing an Gott zu bestürmen,
ich rief und schrie laut um die Seele dieses Mannes zum Herrn, wurde von Zittern und Tränen durchgeschüttelt und konnte gar nicht wieder aufhören.
Ich bat den Herrn um Hilfe, Rettung und Heilung für ihn und daß er wieder in seine alte Stellung als Trainer bei 96 eingesetzt würde, für seine Familie und Beziehungen und alles an Segen, was mir nur einfiel.
Ich weiß nicht mehr, wie lange diese Gebetszeit dauerte, aber ich hatte zuvor noch niemals so lange und intensiv für einen Menschen gebetet. Eine Stunde dauerte es sicherlich.
Danach war ich erleichtert und hatte Frieden über die Sache und war gewiß daß Gott etwas für den Mann tun würde. 

Ich weiß nicht mehr, wie viel Zeit nach diesem Gebet verging, aber das Nächste was ich völlig elektrisiert von ihm las und später in einem TV-Interview sah war, daß er folgendes erzählte: "Ich saß in einem Park in Laatzen auf einer Bank, dachte über mich nach und mein gesamtes Leben rollte vor meinen Augen ab! Auf einmal wußte ich, daß ich mein Leben ändern musste!"
Er erzählte danach immer wieder von diesem besonderen Erlebnis, der "Offenbarung" auf der Parkbank, die der Wendepunkt bei ihm gewesen sei.
Er erhielt Hilfe von Wolfgang Overath, einem bekannten Nationalspieler, machte einen Alkoholentzug und wurde tatsächlich wieder Fußballtrainer und brachte die Beziehung zu seiner Familie wieder in Ordnung, so weit es ihm möglich war.
Meine Bitte an Gott, daß er wieder Bundesligatrainer in Hannover wird, hat sich leider nicht erfüllt, allerdings war er eine zeitlang noch als Scout auch für Hannover 96 tätig.

Von Jesus wird berichtet, daß er ebenfalls manchmal ein starkes inneres Mitleid für die verlorenen Menschen hatte:
Mt 9,36 Als er aber die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.

In einer anderen Übersetzung heißt es, daß ihn die Volksmengen jammerten, ja daß sich "seine Eingeweide in ihm umdrehten"!

Das Wort "jammerte" hießt im Urtext: splagchnizomai und bedeutet:
I.) sich innerlich (erbarmen) 1) w.: innerlich bzw. in d. Eingeweiden bewegt werden; da diese als Sitz d. Gefühle, besonders von Mitleid und Liebe angesehen wurden; vgl. dt.: "es dreht einem d. Magen um" d.h. man spürt d. Schmerz über d. Not eines Anderen förmlich in d. Eingeweiden. Daher allg.: Erbarmen oder Mitleid mit jmdn. haben, voll Mitleid sein gegen...; 2Mo 2,6; 1Sam 23,21; Mt 9,36; 14,14; 18,27; Mk 6,34; Lk 10,33; 15,20 ua.

Und ich glaube fest, daß es dieses innerliche Erbarmen über uns verlorene Menschen war, die herzliche Retterliebe zu uns, die Jesus letztendlich dazu trieb, sich für unsere Sünde und Schuld ans Kreuz schlagen zu lassen, um uns aus der Macht der Finsternis in sein wunderbares Licht hinein zu retten.
Er identifizierte sich so weit mit uns, daß er aus dem Himmel herabkam, sich absolut auf Augenhöhe mit uns begab und als König des Universums  unser Diener wurde, um uns die dreckigen Füße zu waschen. Er identifizierte sich dermaßen mit uns, daß er sich selbst am Kreuz zur Sünde machen ließ!
2Kor 5,21 Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.

Der Geist des Flehens (oder Gebets) ist letztlich nichts anderes, als das Gott uns sein eigenes Herz für die Schwachen, Kranken und Verlorenen, die Leidenden und Elenden offenbart und unser Herz an seinem Erbarmen teilnimmt und mitschwingt!

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