Vollmächtig beten

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Gebet war immer schon ein sehr wichtiger Teil meines Lebens mit Gott und hat viele Facetten. Gebet bedeutet lebendige Verbindung mit Gott, es ist unser Lebensatem.
Ich habe den Eindruck, aus meinem Erfahrungsschatz einige Dinge mitzuteilen zu sollen, die ich gelernt habe und die mir wichtig und kostbar geworden sind.

Verschiedene Schlüssel für vollmächtiges Gebet  

 

DEMUT 

Jakobus 5,16-18
"Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet! Viel vermag eines Gerechten Gebet in seiner Wirkung.
Elia war ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir; und er betete inständig, dass es nicht regnen möge, und es regnete nicht auf der Erde drei Jahre und sechs Monate. Und wieder betete er, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor."

(Rev. Elberfelder Bibel)

Wir werden von Jakobus aufgefordert, einander die Sünden zu bekennen und füreinander zu beten.
Das “Füreinander beten“ habe ich sehr oft erlebt in meiner nun über 40jährigen Reise als Christ - das “einander die Sünden bekennen“ sehr selten!
Dabei hat gerade DAS die Verheißung der Heilung!

Kann es sein, daß gerade dadurch unser Gebet dermaßen kraftvoll werden kann, wie es die folgenden Verse nahelegen?
Viel vermag das Gebet des Gerechten in seiner Wirkung!
Die “Hoffnung für alle“ übersetzt an dieser Stelle:
“Denn das Gebet eines Menschen, der nach Gottes Willen lebt, hat große Kraft.“

Ich habe mir angewöhnt in guter Tradition zu glauben und zu bekennen das Jesus allein meine Gerechtigkeit ist, “mein Schmuck und Ehrenkleid“.
Aber ich habe auch so häufig erlebt, wie kraftlos mein Gebet ist - ebenfalls das Gebet der Gemeinde..
Und ich rätsele und frage seit Beginn meines Christseins warum wir meist nicht diese Vollmacht im Gebet erleben wie Elia, dieser Mensch mit den selben Gemütsbewegungen wie wir.

Woran liegt es, daß wir es so schwer damit haben, einander die Sünden zu bekennen?
Sind wir zu stolz, uns selbst und erst recht nicht vor anderen, Versagen einzugestehen?
Haben wir Schwierigkeiten uns voreinander zu demütigen - denn ein Schuldeingeständnis zerstört ja erstmal das Bild des tollen geistlichen Kerls der ich doch gerne in den Augen der Gemeinde sein will.
Ich will doch gern jemand sein, der geistlichen Durchblick hat, der sich mit dem Willen Gottes und seinem Wort auskennt! Ich möchte gern jemand sein, dessen Theologie ernstgenommen wird usw. usw.

In der Demut liegt eine große Kraft verborgen: Den Demütigen gibt Gott Gnade!
Demut bedeutet auch, nicht höher von sich zu denken, als sich zu denken gebührt.
Nicht vor anderen etwas scheinen wollen, was man gar nicht ist.
Und ich kenne doch meine Fehler und Schwächen ganz genau, bin ein Mensch mit den gleichen Gemütsbewegungen wie Elia..

Doch das Gebet des Elia hatte diese gewaltige Kraft, nach der ich mich immer so gesehnt habe!
Ist vielleicht praktische Demut - das Eingeständnis unserer Schwächen und Fehler - ein entscheidender Schlüssel für unsere Kraft im Gebet? 

Bekennt einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet! Lasst uns
nicht voreinander leugnen, daß wir krank sind, wenn wir doch innerlich genau wissen, wo wir es sind!



DEMUT 2

2.Chronik 7,12-14  
da erschien der HERR dem Salomo in der Nacht und sprach zu ihm: Ich habe dein Gebet erhört und mir diesen Ort zur Opferstätte erwählt.
Siehe, wenn ich den Himmel zuschließe, daß es nicht regnet, oder den Heuschrecken gebiete, das Land abzufressen, oder wenn ich eine Pestilenz unter mein Volk sende, und sich mein Volk, das nach meinem Namen genannt ist, demütigt, und sie beten und suchen mein Angesicht und wenden sich ab von ihren bösen Wegen, so will ich im Himmel hören und ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen. (Schlachter 1951)

Diese Passage der Schrift wurde wohl mit am Häufigsten zitiert, wenn wir zu Fürbitteveranstaltungen oder Gebetskonferenzen zusammenkamen und gehört sicher auch zum Standardrepertoire in Gebetshäusern.
Ich habe es in Deutschland sehr häufig so gehört und auch so verstanden: "Wenn das deutsche Volk sich endlich vor Gott demütigt und anfängt zu beten und zu Gott umzukehren, wenn sie sich von ihren bösen, gottlosen Wegen abwenden und Jesus nachfolgen, dann..will ich vom Himmel hören usw.

Aber ist das deutsche Volk, oder irgendein anderes hauptsächlich säkulare Volk hier eigentlich überhaupt angesprochen? 
Die Worte richten sich in erster Linie ursprünglich an Israel, welches das von Gott erwählte Volk ist und immer bleiben wird.
Und in übertragenem Sinn natürlich an uns Christen, die Jesusnachfolger, das geistliche Israel!
Gottes Volk im neuen Testament ist die "Ecclesia", die herausgerufene Gemeinde aus den Völkern!
Es sind wir. diejenigen, die sich von Jesus aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht haben berufen lassen und ihm gefolgt sind:
Die seinen Ruf beantwortet haben mit dem Satz: "Ja Herr Jesus, du bist ab jetzt der Kapitän meines Lebens, du sollst das Steuerruder in meinem Leben in der Hand halten. Nimm du mein Leben hin und lass fortan deinen Willen in mir und durch mich geschehen.
Ich will nicht mehr Herr im Hause meines Lebens sein, sondern komm du in mein Herz hinein und sei Herr über alles!"
Das Wort richtet sich an diejenigen, die sich vom Geist Gottes haben erneuern lassen und die durch das Wort Gottes und den heiligen Geist wiedergeboren wurden zu einer lebendigen Hoffnung!

Genauso wie Israel unter dem alten Bund immer wieder gegen Gott und seine Propheten rebelliert hat und immer wieder dem heiligen Geist widerstrebt hat zu gehorchen, genauso tun wir als Gemeinde aus den Nationen die selben Sünden!

Apostelgeschichte 7,51 
Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herzen und Ohren! Ihr widerstrebet allezeit dem heiligen Geiste; wie eure Väter, also auch ihr!


1Korinther 10,11
..Das alles, was jenen widerfuhr, ist ein Vorbild und wurde zur Warnung geschrieben für uns, auf welche das Ende der Zeitalter gekommen ist.

Das neue Testament ist voll von ernsten Mahnungen an die Gemeinde, mit Sünde nicht leichtfertig umzugehen oder gar zu spielen.
Auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer! Es ermahnt uns, nicht die Gnade Gottes in Ausschweifung zu verkehren. Es ermahnt uns zu einem Leben in Heiligung. Das NT ermahnt uns, uns in unserer Gesinnung verändern zu lassen und nicht mit dem Zeitgeist zu kooperieren.

Judas 1,4
Denn gewisse Menschen haben sich heimlich eingeschlichen, die längst zu diesem Gericht vorher aufgezeichnet sind, Gottlose, welche die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren und den alleinigen Gebieter und unseren Herrn Jesus Christus verleugnen.

Titus 2,11
Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend allen Menschen, und unterweist uns, damit wir die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnen und besonnen und gerecht und gottesfürchtig leben in dem jetzigen Zeitlauf,
Jawohl, wir sind aus Gnade errettet - und nur aus Gnade durch Glauben allein! Aber die Gnade Gottes will uns nicht nur rechtfertigen und Schuld und Sünde vergeben, sie will uns auch lehren in der Furcht Gottes zu leben!


Ich will hier keine Aufzählung aller Sünden der Gemeinde betreiben, die mir ins Auge springen (und übrigens auch den Nichtgläubigen). Allein der Zustand der Zerrissenheit und Trennungen unter Gottes Volk, der erbitterte Streit um Lehrmeinungen, die übele Nachrede über Andersgläubige..

Ich bin der festen Überzeugung, daß es Grund genug gibt, nicht überlegen lächelnd oder achselzuckend über diese Missstände hinwegzugehen oder sie auch noch theologisch zu rechtfertigen.

Es ist vielmehr an der Zeit daß das VOLK GOTTES sich demütigt und seine Sünde und Schuld eingesteht!
Es ist Zeit zu beten und neu das Angesicht Gottes zu suchen und von unseren bösen Wegen umzukehren!
Erst dann wird Gott vom Himmel hören und unser Land heilen.




FÜRBITTE 

I. Betet für alle Menschen! 

1.Timotheus2,1-4
Am wichtigsten ist, dass die Gemeinde nicht aufhört zu beten. Betet für alle Menschen; bringt eure Bitten, Wünsche, eure Anliegen und euren Dank für sie vor Gott.  Betet besonders für alle, die in Regierung und Staat Verantwortung tragen, damit wir in Ruhe und Frieden leben können, ehrfürchtig vor Gott und aufrichtig unseren Mitmenschen gegenüber.
So soll es sein, und so gefällt es Gott, unserem Retter. Denn er will, dass alle Menschen gerettet werden und seine Wahrheit erkennen. 
(Hoffnung für alle)

Am wichtigsten ist, daß wir für alle Verantwortungsträger beten!
FÜR-Bitte tut not, nicht GEGEN-Bitte.
Viele Christen beten "gegen" Menschen und erwarten, daß Gott dann als unser großer Polizist kommt und endlich für Ordnung sorgt, so wie wir sie verstehen und für gut befinden.
Das hat Anklänge an Magie und geistliche Manipulation.
Gott will nicht "unser Reich" sondern "sein Reich" auf der Erde verwirklichen.
Wir wollen FÜR unsere Politiker und alle Entscheidungsträger beten und (man Stelle es sich vor) sogar für sie danken!
Wann hast du das letzte Mal für Angela Merkel und ihre Minister gedankt? (Gilt auch für die nächste Regierung)
Oder für den Ministerpräsidenten in deinem Bundesland?
Für Wirtschaftsführer? Für andere Verantwortungsträger?
Wenn nicht, dann wird es höchste Zeit.

Wenn du dann die Danksagung nachgeholt hast, darfst du auch für Weisheit und Schutz beten, für Kraft und das sie Gott begegnen. Und dafür, daß sie die "shitstorms" und bösartigen Hassangriffe psychisch gut verdauen können. 
So gefällt es Gott, unserem Retter.

Und dann darfst du erwarten, daß Gott Menschen rettet und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen..


II. Berufen zu segnen!

Mt. 5,44  Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und betet für die, die euch beleidigen und verfolgen

1.Petr 3,9 ...und vergeltet nicht Böses mit Bösem, oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern im Gegenteil segnet, weil ihr dazu berufen worden seid, daß ihr Segen ererbet.

Jemanden segnen bedeutet: Gutes über ihn aussprechen, ihm Gutes wünschen - im Namen Gottes und im Namen Jesu Christi. - Das Gegenteil ist ihm zu fluchen, ihm Böses zu wünschen, zu meckern und murren, über ihn zu klagen.

Im Segnen und im Fluchen liegt eine große Macht verborgen - sowohl zum Guten als auch zum Bösen. In den Weisheits-Sprüchen Salomos heißt es: "Tod und Leben steht in der Gewalt der Zunge" (Spr.18,21)


Neulich hatten wir eine gute Gelegenheit zu meckern und zu murren und auf jemanden zu schimpfen und haben es zu Anfang auch getan - ich bin mir der biblischen Weisheit ja nicht unbedingt in jeder Situation bewußt und lebe sie daher auch leider allzuoft nicht in der Praxis aus.

Ein Nachbar mit Fenstern zum gemeinsamen Hof war der Meinung er müsste die ganze Nacht laute Musik laufen lassen - bei geöffneten Fenstern!
Wir dagegen schlafen lieber des nachts - zumindest so ab Mitternacht - und haben dabei auch gern geöffnete Fenster wegen der frischen Luft. Mit geschlossenen Fenstern wird die Luft schnell stickig und verbraucht in dem kleinen Schlafzimmer. Also meckert und schimpft man so einige Zeit, gibt dem unbekannten Nachbarn einige übele Schimpfnamen wie: Blödmann, Affe, Idiot usw. und schließt dann nach ein paar Stunden das Fenster um wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf zu finden.
Bei dem Nachbarn lief die Musik dann noch den halben Tag weiter, es war einige Stunden Ruhe und ging dann abends wieder los. Das Spiel ging auch den zweiten und dritten Tag so weiter - so daß wir dann früher unser Fenster schlossen.

Morgens dachte ich mir dann: Vielleicht sollte ich für den Mann (Natürlich muß es ein Mann gewesen sein) mal beten. 

Ich habe schon vor vielen Jahren die Lektion gelernt daß Fürbitte bedeutet FÜR jemanden zu beten - nicht GEGEN jemanden! Denn Gott liebt alle Menschen gleich und ist grundsätzlich FÜR uns und nicht GEGEN uns. Sooft ich GEGEN Dinge gebetet habe, die mich bei den Anderen stören und die meiner Meinung nach dem Willen Gottes entgegen standen habe ich keine Gebetserhörungen erlebt so weit ich mich erinnern kann.

Also fing ich an den Krachmacher zu segnen und ihm im Gebet gutes zu wünschen. Nach kurzer Zeit hatte ich innerlich den Eindruck daß dieser Mensch ernsthafte seelische Probleme hat. Ich betete daß Gott ihm in seiner Güte begegnet und ihm Heilung schenkt - mir kam der Gedanke daß er vielleicht unter einer Angststörung leidet die er versucht mit der nächtlichen Musik zu kompensieren.
Auch dafür betete ich und bekam richtiges Mitempfinden mit diesem Menschen. Mein Ärger verflog sehr schnell - auch der Gedanke eventuell irgendwann nachts die Polizei zu rufen - und machte Mitgefühl und Sympathie platz.

Ich erwartete nicht daß mein Gebet eine Auswirkung auf die nächtliche Störung hatte - es war mir auch egal geworden. Allerdings warteten wir abends dann vergeblich auf die Beschallung und konnten das Fenster offen lassen. Seitdem ertönt die Musik nur noch sehr sporadisch und auch nie mehr nachts. Ich habe keine Ahnung wer der "Übeltäter" war würde mich aber freuen ihn kennen zu lernen.

Ähnliches habe ich viele Jahre zuvor bei noch wesentlich gravierenderen Ruhestörungen erlebt als nichts half: Keine Beschwerde oder gütliches Zureden und auch kein DAGEGEN beten in dem Namen Jesu Christi und Ausübung meiner geistlichen Autorität gegen die "Mächte der Finsternis".

Ich wohnte damals im Wohnheim für Schwerstbehinderte direkt über der Station wo ich Körperbehinderte pflegte auf dem sogenannten Pflegerflur. Im Zimmer auf der gegenüberliegenden Seite des Flures wurde nacht für nacht lautstark gefeiert, so daß auch kein Ohropax mehr half. Und es war sehr hellhörig dort - die Wände waren dünn. Es waren Schwestern und Pfleger die dort überhaupt nicht wohnten sondern den Raum ausschließlich für ihre Gelage nach Feierabend nutzten.
Die Feiern dauerten nicht selten bis 4:00 Uhr nachts und ich hatte oft am nächsten Morgen Frühdienst und musste um 6:00 Uhr auf der Station antreten.

Ein Christ wohnte direkt im Nebenzimmer und hatte auch schon alles versucht um seine Ruhe zu kriegen. Er war Klassik-Fan und hatte in seiner Verzweiflung schon seine Lautsprecherboxen direkt gegen die Wand gerichtet und Orgelmusik von Bach laut aufgedreht. Es interessierte keinen.

Die Wende kam als wir uns entschlossen unsere geballte Gebetskraft zu vereinigen und mal zusammen für die Lage zu beten: Ich war erstaunt als Andreas anfing meine Kollegen zu segnen und sogar ihre Familien in den Segen Gottes einschloß. Ich stieg sofort darauf ein und segnete mit.
Diesmal kam kein Wort der Anklage oder des Murrens über unsere Lippen - nur Segen und gute Wünsche.
Gegen Mitternacht legte ich mich ins Bett und las vor dem Licht löschen noch einen Psalm. Ich hatte ihn noch nicht zu Ende gelesen als die Tür im Nachbarzimmer aufging und die Leute sich nach und nach verabschiedeten. Man konnte jedes Wort verstehen!

Seit dem war Ruhe. Für immer!


III. Der Geist des Gebets

Sach 12,10    Aber über das Haus David und über die Einwohner von Jerusalem will ich ausgießen den Geist der Gnade und des Gebets, und sie werden auf mich sehen, den sie durchstochen haben, und sie werden um ihn klagen, wie man klagt um ein einziges Kind, und sie werden bitterlich über ihn weinen, wie man bitterlich weint über einen Erstgeborenen.
(Schlachter 1951)

Den "Geist der Gnade" haben sicher alle Menschen erfahren, die Jesus eingeladen haben, Herr über ihr Leben zun sein. Ich z.B. hätte mich überhaupt nicht bekehrt und zu Jesus als Retter gefunden, wenn ich nicht den wunderbaren Geist des Herrn absolut unverdient in massiver undd überzeugender Weise erlebt hätte.
Nur durch das Wirken des heiligen Geistes und seine erfahrbare Güte sind wir überhaupt in der Lage, zu Gott umzukehren!

Aber in diesem Post geht es mir um den "Geist des Gebets", oder wie die Elberfelder Bibel übersetzt, den "Geist des Flehens". Im Römerbrief lesen wir, daß der heilige Geist uns beim Beten helfen will - mit unaussprechlichem Seufzen.

Röm 8,26    Ebenso aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt, aber der Geist selbst verwendet sich in unaussprechlichen Seufzern.

Wenn der Geist Gottes mit seinem Flehen und Seufzen über uns kommt und unser Herz als "Geist des Gebets und Flehens" erfüllt, kann dann dieses Bitten und Flehen unerhört bleiben?
Warum Gott uns kleine Menschlein überhaupt braucht bzw. gebraucht, um seinen Willen auf der Erde zur Geltung zu bringen ist mir ein Mysterium!
Ich jedenfalls habe den Geist des Gebetes als überaus machtvoll und wirksam erlebt.

Eines Tages fiel mir auf dem Weg nach Hause eine Ecke vor unserer Straße in Alt-Laatzen ein Mann im kleinen Park auf, der dort auf der Bank saß. Unrasiert mit 7-Tage-Bart und etwas ungepflegt wirkte er auf mich - auf diesen Bänken im Park saßen oft die Alkoholiker mit ihren Flaschen, in der Nähe war ein Kiosk.
Der Mann kam mir irgendwie bekannt vor und als ich ihn näher betrachtete war ich mir sicher, daß ich es mit einem sehr bekannten Ex-Fußballtrainer von Hannover 96 zu tun hatte, über den ich immer wieder mal in der Zeitung gelesen hatte, daß er schwerer Alkoholiker geworden war und man ihn manchmal völlig verwahrlost und volltrunken im Stadtwald von Hannover, der Eilenriede aufgefunden hatte. Er war offenbar sogar zeitweise obdachlos geworden.
Mitleid kam in mir auf, ich wollte mich zu ihm setzen und ihn fragen, ob er wirklich Werner Biskup sei und ob ich ihm irgendwie helfen und für ihn beten könne.

Dann erschien mir das irgendwie so gönnerhaft von mir  und vielleicht peinlich für ihn zu sein, wenn ein wildfremder Mensch den "Prominenten" anquatscht und zutextet, jedenfalls ging ich vorbei und war in 2 Minuten zuhause.

Mittlerweile war das Mitleid in mir rasant angestiegen und zu einer großen Welle in meiner Seele geworden. Ich fand es einfach unerträglich, daß solch ein beliebter und erfolgreicher Trainer, mit dem Hannover 96 in die Bundesliga aufgestiegen war dermaaßen abgestürzt war und nun total im Dreck darnieder lag!
Ich ging in meinen Gebetskeller und fiel auf die Knie. Und hier kam der Geist des Flehens und der Fürbitte dermaßen heftig über mich, wie ich es nie zuvor erlebt hatte. Ich fing an Gott zu bestürmen,
ich rief und schrie laut um die Seele dieses Mannes zum Herrn, wurde von Zittern und Tränen durchgeschüttelt und konnte gar nicht wieder aufhören.
Ich bat den Herrn um Hilfe, Rettung und Heilung für ihn und daß er wieder in seine alte Stellung als Trainer bei 96 eingesetzt würde, für seine Familie und Beziehungen und alles an Segen, was mir nur einfiel.
Ich weiß nicht mehr, wie lange diese Gebetszeit dauerte, aber ich hatte zuvor noch niemals so lange und intensiv für einen Menschen gebetet. Eine Stunde dauerte es sicherlich.
Danach war ich erleichtert und hatte Frieden über die Sache und war gewiß daß Gott etwas für den Mann tun würde. 

Ich weiß nicht mehr, wie viel Zeit nach diesem Gebet verging, aber das Nächste was ich völlig elektrisiert von ihm las und später in einem TV-Interview sah war, daß er folgendes erzählte: "Ich saß in einem Park in Laatzen auf einer Bank, dachte über mich nach und mein gesamtes Leben rollte vor meinen Augen ab! Auf einmal wußte ich, daß ich mein Leben ändern musste!"
Er erzählte danach immer wieder von diesem besonderen Erlebnis, der "Offenbarung" auf der Parkbank, die der Wendepunkt bei ihm gewesen sei.
Er erhielt Hilfe von Wolfgang Overath, einem bekannten Nationalspieler, machte einen Alkoholentzug und wurde tatsächlich wieder Fußballtrainer und brachte die Beziehung zu seiner Familie wieder in Ordnung, so weit es ihm möglich war.
Meine Bitte an Gott, daß er wieder Bundesligatrainer in Hannover wird, hat sich leider nicht erfüllt, allerdings war er eine zeitlang noch als Scout auch für Hannover 96 tätig.

Von Jesus wird berichtet, daß er ebenfalls manchmal ein starkes inneres Mitleid für die verlorenen Menschen hatte:
Mt 9,36 Als er aber die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.

In einer anderen Übersetzung heißt es, daß ihn die Volksmengen jammerten, ja daß sich "seine Eingeweide in ihm umdrehten"!


Das Wort "jammerte" hießt im Urtext: splagchnizomai und bedeutet:

I.) sich innerlich (erbarmen) 1) w.: innerlich bzw. in d. Eingeweiden bewegt werden; da diese als Sitz d. Gefühle, besonders von Mitleid und Liebe angesehen wurden; vgl. dt.: "es dreht einem d. Magen um" d.h. man spürt d. Schmerz über d. Not eines Anderen förmlich in d. Eingeweiden. Daher allg.: Erbarmen oder Mitleid mit jmdn. haben, voll Mitleid sein gegen...; 2Mo 2,6; 1Sam 23,21; Mt 9,36; 14,14; 18,27; Mk 6,34; Lk 10,33; 15,20 ua.

Und ich glaube fest, daß es dieses innerliche Erbarmen über uns verlorene Menschen war, die herzliche Retterliebe zu uns, die Jesus letztendlich dazu trieb, sich für unsere Sünde und Schuld ans Kreuz schlagen zu lassen, um uns aus der Macht der Finsternis in sein wunderbares Licht hinein zu retten.
Er identifizierte sich so weit mit uns, daß er aus dem Himmel herabkam, sich absolut auf Augenhöhe mit uns begab und als König des Universums  unser Diener wurde, um uns die dreckigen Füße zu waschen. Er identifizierte sich dermaßen mit uns, daß er sich selbst am Kreuz zur Sünde machen ließ!
2Kor 5,21 Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.

Der Geist des Flehens (oder Gebets) ist letztlich nichts anderes, als das Gott uns sein eigenes Herz für die Schwachen, Kranken und Verlorenen, die Leidenden und Elenden offenbart und unser Herz an seinem Erbarmen teilnimmt und mitschwingt!

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