Donnerstag, 26. Januar 2023

Das Kloster

Ich war Zivi im Wohn-und Pflegeheim für Schwerst- Körperbehinderte im Annastift anno 1977.
Es gab ein Zimmer auf der Frauenstation mit vier Bewohnerinnen, die für mich beteten.
Ich war wirklich verloren und es ging mir oft sehr schlecht. Wenn ich die Bewohnerinnen dieses Zimmers pflegte, ging es mir immer nach kurzer Zeit besser - obwohl ich ihren Glauben nicht teilte.
Das Gebet der Mädels hat gewirkt...

 Nachdem ich durch viele Irrungen und Wirrungen zum Glauben an Jesus als meinen Erlöser und Herrn gefunden hatte gab es viel Freude in diesem Zimmer. Ich hatte sie manchmal zu christlichen Konferenzen nach Braunschweig gefahren, war aber trotz herzlicher Einladung nie selbst mit in die Veranstaltungen gekommen. 
"Geschäftsleute des vollen Evangeliums" die in einem feinen Hotel tagten?
"Das ist nichts für mich", pflegte ich zu sagen - "Da passe ich mit meinen langen Haaren und der abgewetzten Jeans nicht rein"!

Als ich nun Christ geworden war hatte ich mehr Mut bekommen mich in ungewohnten und früher vehement abgelehnten gesellschaftlichen Kreisen zu bewegen und kam selbst in die diversen Gottesdienste und Veranstaltungen mit hinein - ein Glücksfall für alle Seiten!


So lernte ich nicht nur die "Geschäftsleute" kennen sondern auch eine Bibelschule und ein katholisches Kloster am Rande von Hannover in Misburg.
Da war ich nun als langhaariger Hippie, Drogenfreak uns Sinnsucher - der seine okkulte Literatur und die Drogen erst seit kurzem in den Müll geschmissen hatte und wurde von den Nonnen herzlich begrüßt und umarmt. Sie freuten sich sichtlich über meinen Besuch und später auch über die anderen jungen Leute die ich mitbrachte! Das war sehr ungewohnt und ließ mich staunen. ja ich genoß es sehr und schämte mich bald meiner Vorurteile nicht nur über Nonnen und Katholiken sondern auch vieler anderer "normaler" Menschen des sogenannten "Establishments".

Im Kloster herrschte eine ganz besondere  Atmosphäre. Die Nonnen strahlten von innen heraus und ihre Herzlichkeit war echt. Der Gottesdienst war erfüllt von Reinheit und Heiligkeit und das gemeinsame Singen war etwas ganz besonderes. Dort erlebte ich zum ersten Mal "Sprachengesang", ein langes improvisiertes Lied mit Worten wie sie der Heilige Geist eingab - im Anschluss an ein normales Lied. 
Da ich nicht in unbekannten Sprachen beten oder singen konnte sang ich immer mit einem Halleluja oder ähnlichem mit. Vielleicht auch einfach lalala, denn die Harmonik und Melodien waren ja einfach.
Oft endete der Sprachengesang in einem ehrfürchtigen Schweigen - angefüllt mit der Liebe und Heiligkeit Gottes.  

Kontaktscheu waren die Nonnen jedenfalls nicht. Neben geisterfüllten katholischen Priestern aus der "charismatischen Erneuerungsbewegung" predigten dort auch Leute aus völlig anderen Gemeinden - die Konfession spielte in der Gemeinschaft keine große Rolle. Ich hörte später, dass man auch mit Lutheranern und Freikirchlern wie selbstverständlich das heilige Abendmahl einnahm - bis der Bischof davon Wind bekam und es untersagte.

Einmal nahm mich Schwester Benedicta zur Seite und teilte mir mit wie sehr sie sich über die Besuche von uns jungen Leuten freute. Ich erzählte ihr was Jesus in unserer Teestube "Jesus Treff" alles bewirkte und wie die kaputtesten Leute dort zum Glauben an Jesus fanden. 
Sie jubelte daraufhin: "Was für eine Gebetserhörung! Wir beten schon seit vielen Jahren ständig für die Erweckung der Jugend in Hannover und das der Herr sie zu sich zieht."

Gottes Wege sind nicht unsere Wege und er gebraucht manchmal merkwürdige Menschen um sein Reich sichtbar werden zu lassen. Gebet für die Seelen der Menschen ist niemals sinnlos sondern bewirkt etwas.
Natürlich brauchte es auch einen an Gott hingegeben Menschen, der damals zu den Gammlern und Drogenfreaks ging, sich hinsetzte, ihnen zuhörte und von Jesus erzählte.. damals ein gewisser Achim Schneider und viele andere.
Aber das Gebet im Verborgenen ist ebenso wichtig!

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