Donnerstag, 5. Juni 2008

Warum hört Gott nicht auf uns?

In über 30 Jahren als Christ habe ich viele Bücher über Gebet gelesen, viele Predigten und Lehreinheiten darüber gehört. Ich habe versucht das Meiste auch in die Tat umzusetzen, denn ich wollte Gott an mir und anderen handeln sehen. Gemäß dem Aufwand, den ich getrieben habe (Nächte durchgebetet, Gebetszeiten von 8 Stunden Länge u.vieles mehr) habe ich sehr wenig von Gottes Handeln in meinem Leben und im Leben der Gemeinde und der Welt gesehen.
Man kann Gott offenbar nicht einfach den Arm umdrehen und erst wieder loslassen, wenn er getan hat, was man sich so alles wünscht. Darauf reagiert er scheinbar nicht. Natürlich kenne ich die Story von der hartnäckigen Witwe, aber ich kenne auch die Verse wo Jesus sagt: Macht nicht viele Worte im Gebet, denn euer Vater im Himmel weiß ja alles was ihr braucht ;-))
Es nützt auch nicht viel, ihm sein Wort unter die Nase zu halten, zu zetern und zu sagen: "Hier habe ich es schwarz auf weiß, Du musst zu Deinem Wort stehen, jetzt mach endlich etwas"!
Fehlanzeige.
Ich spreche jetzt nicht vom allgemeinen Reden mit Gott, von Kommunikation oder Lobpreis und Anbetung - das klappt jederzeit. Ich rede von konkreten Bitten um konkrete Dinge wie Heilung und Befreiung oder Geld. Ich rede von Bitten um die Errettung und Bekehrung von Menschen und Fürbitte für die Nation. Ich rede von Wiederherstellung von Beziehungen auf der Arbeit oder in der Gemeinde. Konkrete Anliegen in die ich Gott mit einbeziehe und erwarte, daß er etwas tut!
Und er rührt sich einfach nicht, egal was ich auch proklamiert und geweissagt habe. Egal wieviel "Glauben" ich aufgebaut habe und egal wie fromm ich meine Bitten auch verpacke. "Es geht mir nur um Deinen Willen, Herr! Es geht mir nur um Deine Verherrlichung und Dein Königreich." Nutzt alles nix. Gott handelt nur sehr selten in dieser Weise für mich. Ab und zu schon, aber im Vergleich zum betriebenen Aufwand? Auch auf den Trick mit dem gemeinsamen Gebet fällt Gott nicht herein, selbst wenn zweihundert Beter gemeinsam schreien und proklamieren was das Zeug hält.
Ich glaube nicht, daß der Teufel Schuld daran hat. Gott ist um so viel stärker als der.
Gott stellt sich einfach nicht zu unserem Gebet, weil er nicht will - aus irgendwelchen Gründen. Für mich ist es sehr interessant herauszufinden warum Gott einfach nicht will. Was für Gründe hat Gott? Das werde ich ihn in Zukunft vermehrt fragen.
Ich habe heute eine sehr interessante Bibelstelle zu diesem Thema gelesen:
Offb 8,3 Und ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar, und er hatte ein goldenes Räucherfaß; und es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben, damit er es für die Gebete aller Heiligen(1) auf den goldenen Altar gebe, der vor dem Thron ist. Und der Rauch des Räucherwerks stieg mit den Gebeten der Heiligen auf aus der Hand des Engels vor Gott. Und der Engel nahm das Räucherfaß und füllte es von dem Feuer des Altars und warf es auf die Erde; und es geschahen Donner und Stimmen und Blitze und ein Erdbeben.
In der Anmerkung meiner geliebten Elberfelder Bibel steht dazu: (1) Um den Gebeten der Heiligen dadurch Wohlgeruch und Wirksamkeit zu verleihen.
Ein mächtiger Engel Gottes fügt den Gebeten eine göttliche Substanz hinzu - Räucherwerk - erst dann steigen die Gebete auf zu Gott!
Erst dann darf der Engel das Feuer des Altars nehmen und auf die Erde werfen. Und erst jetzt geschieht etwas auf der Erde in der sichtbaren Wirklichkeit. Und zwar etwas Gewaltiges. Gottes Reden, Donner, Blitze und ein Erdbeben.
Offenbar reichen die Gebete der Heiligen allein nicht aus, um Gottes Handeln auf der Erde freizusetzen. Es muss etwas Göttliches dazugetan werden - etwas Wohlriechendes und Heiliges. Etwas von Gott selbst - vielleicht seine Salbung, sein Heiliger Geist? Gebet, daß nicht nur aus meiner Seele kommt sondern inspiriert ist vom Geist selber? Gebet voller Feuer, Gebet welches aus Gottes Herzen geboren wurde und nicht aus meinem eigenen Herzen?
Dein Wille geschehe, wie im Himmel - so auf Erden. Dein Reich komme. Amen.

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

O Don - das sind Worte!
Es geht m.E. vielen von uns Christlein so, dass wir beten und beten - und uns wundern, weshalb so wenig davon in Erfüllung geht.
Wenn ick nur wüsste, warum!?
Zumal es ja echt so ist:
Es sind ja auch viele Gebete dabei, die Gott in den Mittelpunkt stellen und gemessen an Seinem Wort ausdrücklich in Seinem Willen sind.
Aber wieso passiert dann nix?

Das ist natürlich Wasser auf die Mühlen der Atheisten!
Was sind unsere Erklärungen?

Auf jeden Fall spielt das hinein, was Du erwähnt hast: irgendein göttliches Dingsda ist relevant.
Ich sehe vor allem das:
- Gott will uns meistens einbeziehen, d.h. selten drängt Er sich auf. Wenn ein Mensch oder die Menschheit also nicht bereit ist, an Seinen Plänen mitzuarbeiten, dann passiert auch selten was Göttliches.
- Dann natürlich das übliche "Gleich, jetzt noch nicht". Wie oft habe ich das schon zu meiner Tochter gesagt! Und manchmal ist es auch bei Gott so; ich sage: "Jetzt!", Er sagt: "Gleich!"

Ich frage mich aber auch, warum manch wesentliche Dinge nicht schneller gehen. Mir ist es z.B. ziemlich wurscht, ob ich den perfekten Parkplatz bekomme (dafür habe ich auch schon gebetet). Trotzdem wurde ein solches Gebet schon öfters "erhört".
Mir ist es viel wichtiger, dass Wunder und Zeichen geschehen und Tausende zum Glauben finden und ich dermaßen von Gottes Kraft überwältigt werde, dass sich mein Leben drastisch zu Jesus hin ändert ... dafür bete ich auch - aber es passiert fast nix!

Was soll das?
Könnte es sein, dass es Gott einfach nicht so wichtig ist?
Vielleicht will Er das Gebet in erster Linie als Beziehungsförderung. Ich soll Ihn kennenlernen und Er mich. Dass es darum geht, Christus ähnlicher zu werden... ???

Gby,
Dirk.

Anonym hat gesagt…

Tja, Don - das sind so die Fragen, wo ich Gott überhaupt nicht verstehe und mich auch alle Erklärungsversuche nicht so richtig befriedigen...(wobei dein Gedanke interessant ist!) es scheint einfach so zu sein, dass Gott auch lokal verschieden wirkt auf der Welt - jetzt ist halt gerade woanders Erweckung dran, hm... ist aber auch ein komisches Gottesbild... ich komm da nich so richtig weiter...

Anonym hat gesagt…

Hallo Don Ralfo und andere,
es gibt Hoffnung, da ist noch was, was Gott für uns vorbereitet hat, eine Partnerschaft.
Mir ging es lange Zeit auch so, dass ich das Gefühl hatte, Gott hört meine Gebete nicht.
Doch seit etwa 7 Jahren hat sich das grundlegend verändert, nach dem ich in sehr schwierigen und schmerzhaften Prozessen kapituliert habe und mein ganzes Leben an Gott ausgeliefert habe, bis zur Bereitschaft, zu sterben.

Jetzt geht es in der Regel so: Ich brüte längere Zeit über eine Sache und bewege sie im Gebet /Absprache mit Gott), halte mich zurück vorschnell zu handeln, dann kommt ein Moment, wo ich von Gott etwas empfange, ich bin mir dann relativ sicher, Gott gehört zu haben, dann gehe ich Glauben entsprechend dessen, was ich von Ihm gehört habe voran und es passiert. Ich bin jedes Mal verblüfft, zu sehen, dass das, was ich mir gewünscht habe, eintrifft.
Die Trefferquote hat sich in den letzten Jahren auf nahezu 100% erhöht.

Gut ich muß dazu sagen, dass es sich um Dinge des Reiches Gottes handelt - bei anderen Sachen, wie Geld, Gebäude (Räume), säkulare Arbeit, andere Menschen, Gesellschaft etc., hat Gott mir gesagt, die soll ich ihm überlassen und mir keine Sorgen machen, er macht das schon, so wie es richtig ist. Also danke ich da nur, das Gott das macht.

Ich denke, wenn wir das beten, was Gott will, dann erhört er das Gebet immer positiv. Also muß unser Gebet, ja unser ganzes Leben erstmal darauf ausgerichtet sein, mit Gott eins zu werden, in die Partnerschaft mit ihm einzusteigen.
Dann is alles gebongt.

ric

Don Ralfo hat gesagt…

@Alle: Vielen Dank für Eure sehr interessanten und wertvollen Beiträge! Ist so, als ob ich eine neue Fährte vom Herrn rieche ;-))
@Dirk: Natürlich, der Zeitpunkt Gottes (kairos)erklärt eine Menge. Und dann spielt die Beziehung zu Gott natürlich eine elementare Rolle. Das kommt bei Richards Beitrag sehr schön heraus.
Noch ein Gedanke zum "im Willen Gottes" beten. Ich denke die Bibel speziell das NT gibt uns das allgemeine Rahmenwerk für seine Wege und seinen Willen, so ählich wie das Grundgesetz. Aber für die besondere Situation braucht es mehr, als ein allgemeines Wort. Nur weil Petrus auf dem Wasser gewandelt ist, bedeutet das noch lange nicht, daß jeder Jünger ihm das einfach nachmachen kann. Jesus sagte: Komm!Beim Wunder mit den Broten und Fischen hatten die Jünger das Wort: gebt Ihr ihnen zu essen!
Selbst Jesus tat ja seine Wunder nicht nach eigenem gutdünken, sondern er tat immer nur was er den Vater tun sah! Da kommt wieder die enge Beziehung zu Gott ins Spiel. Sicher hätte Jesus als Sohn Gottes noch alle möglichen übernatürlichen Dinge tun können, tat sie aber nur in völliger Abhängigkeit vom Vater und nicht nach dem "Grundgesetz". Grundgesetz ist: Gott will daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Trotzdem rettete Jesus nicht jeden Menschen.

Anonym hat gesagt…

Interessanter Artikel und sehr gute Kommentare ...

Det4JC hat gesagt…

Danke, Ralle. Sehr schöne Überlegungen.
Zum Kommentar von Dirk und sein angesprochenes Thema "Für Parkplätze beten" folgende Begebenheit (so geschehen vor ca. drei - vier Wochen auf Station):
Eine Patientin liest auf dem Flur ein Buch und ich setze mich zu ihr und frage, was sie so interessantes liest. Es war ein Esoterik-Buch zum Thema "Bestellungen ans Universum". Sprich, die Wünsche, die man hat, an eine höhere Macht, im Buch das Universum, zu richten. Ich frage sie, ob sie daran glaubt und sie sagt, das würde sogar funktionieren. Wenn sie mit dem Auto in die Stadt fahre, wünsche sie sich einen Parkplatz, schickt den Wunsch ins (ans?) Universum und bekommt ihn.
Da konnte ich mit einem Erlebnis kontern, das ich gerade zwei Tage zuvor erlebt hatte. War mit einigen Patienten im klinikeigenen Sharan zu einem Scheunenfest gefahren und merkte so kurz vor dem Ziel, dass schon reichlich Besucher da sein musstem, da schon ca. 300 m vorher die Autos parkten. Da ich keine Lust hatte, mit den Patienten so weit hinten zu parken und dann bei Hitze den Berg hoch zu marschieren, bin ich einfach weiter gefahren in der Überzeugung, dass sicher oben jemand weggefahren ist und alle sich unten anstellen. So war es auch. Für manche Dinge muss man gar nicht beten, sie passieren auch so. Oder manche Dinge passieren (oder auch nicht), egal ob wir gebetet haben oder nicht. Kümmert Gott sich etwa um Parkplätze? Oder um Fußballergebnisse? Oder um das Wetter?
Murphy lässt grüßen!
Det

Don Ralfo hat gesagt…

@Det: Ums Wetter kümmert er sich nur, wenn er seine Jünger beeindrucken will ;-))

Don Ralfo hat gesagt…

Ps: Um Fußballergebnisse kümmert er sich vielleicht, wenn er Nationen beeindrucken will?
Auf jeden Fall kümmert er sich aber um Fussballspieler und Fans! ;-))

Talitakum hat gesagt…

Ein ganz toller Artikel, Ralle...
Da setzt sich etwas in mir fest, zu meinem Verständnis. Echt toll!
Auch die Kommentare sind interessant...

Was Gottes Zeitpunkte anbetrifft...
Da habe ich eine Erfahrung gemacht, die mir nicht so gut gefiel, aber da ich nicht anders konnte, akzeptierte ich es.
Auf eine Bitte, dass Er mir den Zeitpunkt bitte sagen soll, wann es weiter geht, war die Antwort klar und deutlich:
Nicht jetzt und nicht bald!

Hui.... das muss man erstmal schlucken. Aber irgendwie kam schließlich ein gewisser innerlicher Friede in mich... zumindest weiß ich es jetzt...

Don Ralfo hat gesagt…

@talitakum: Gott hat ganz sicher gute Gründe. Und es kann nur das Beste für uns sein. Ich habe von Gott auch sehr oft erst nach jahren eine Antwort auf eine Frage erhalten. Andere Fragen hat er widerum sekundenschnell beantwortet. Nicht leicht für uns, wenn die Antwort drängt. Aber wir sollen ja auch Vertrauen lernen. Und Glauben und Hoffen.