Hi 3,25 Denn was ich gefürchtet habe, das ist über mich gekommen, und wovor mir graute, das hat mich getroffen. (Luther schrieb: Was ich SORGTE hat mich getroffen)Dieser Satz war für uns Glaubens-Jünger jahrelang wie das fünfte Evangelium. Oder war es mehr die Drohbotschaft der Glaubensbewegung, als die Frohbotschaft der Bibel?
OK. Jesus hat uns sehr stark empfohlen, daß wir uns nicht sorgen sollen. Aber hat er damit gedroht, daß unsere Sorgen uns quasi wie eine Art Fluch treffen würden, wenn wir sie nicht aus unserem Denken verbannen?
Die Väter der Glaubensbewegung (inclusive mir als Prediger) warnten uns vor allen Dingen davor, unsere Befürchtungen auch noch auszusprechen. Das war quasi wie ein negatives Glaubensbekenntnis zu bewerten - mit einer nahezu magischen Kraft, die das Böse nur so magnetisch anzog!
Was ich fürchte und dann auch noch Ausspreche, wird garantiert zu meiner Lebenswirklichkeit, wogegen das Bekennen der Verheißungen Gottes (Auf ebenso magische Weise) mir nur Gutes bringt wie Gesundheit, Wohlstand und Erfolg in allen Bereichen des Lebens.
Natürlich mußte das Ganze noch durch diverse geistliche Opfer wie den "Zehnten", Lobpreis, Danksagung und Anbetung unterstützt werden wenn es Erfolg zeitigen sollte.
Evangelisation und Missionsanstrengungen gehörten auch irgendwie dazu, um Gott zu beeindrucken, seinen Segen reichlich fließen zu lassen.
Wenn aber alles nichts half mußte halt der Turbo des Fastens dazu geschaltet werden - denn wir mußten Gott ja schließlich beweisen wie ernst wir unsere Gebete und Wünsche nahmen!
Wenn dann aber gar nichts von alldem half und die Verwandten oder Gemeindemitglieder trotzdem krank blieben, starben oder Schulden hatten, konnte es sich nur um okkulte Belastungen, unbekannte Sünden oder irgendein geheimnisvolles Ingredienz halten, welches wir vergessen hatten unserem "Glaubenseintopf" hinzuzufügen, denn das Wort Gottes ist ja wahr und wenn sich seine Verheißungen nicht in unserem Leben erfüllen, dann hatten WIR ja zwangsläufig irgend etwas falsch gemacht!
Vor ca. einer Woche begann ich mich aus gutem Anlass davor zu fürchten, mir die berühmt-berüchtigte Schweinegrippe aufgehalst zu haben, sah mich im Geiste schon darnieder liegen und still vor mich hin leiden und erzählte es allen die es wissen oder auch nicht wissen wollten. Ja ich schrieb es sogar auch noch nieder! Und zwar hier in meinem frommen und chaotischen Blog.
Leider wurde ich nicht richtig krank. ;-) Es blieb bei meinem Kratzen in Hals und Rachen und an einem Tag war es etwas schlimmer und ich fühlte mich etwas kränklich. Auch war die rechte Nasenhäfte etwas dicht. Aber kein Schnupfen oder Husten, kein Fieber oder sonstewas!
Und nu isses auch wieder wech. Was ich fürchtete kam NICHT über mich!
Na so was.
5 Kommentare:
Über diese Denkweise habe ich schon oft nachgedacht und sie ist mir schon oft begegnet und begegnet mir immer noch oft. Du sagst es, magisch. Für mich hat das auch etwas von Zauberei. Ich habe z.B. eine Krankheit und darf nicht mal aussprechen, dass ich sie habe, denn dann nehme ich sie ja an. Das ist nicht ungewöhnlich in deutschen Freikirchen.
Und es ist das Prinzip, das bei Wort und Geist gelehrt wird, oder? Ich halte das für höchst gefährlich. Danke dass du es mal angesprochen hast.
und Ralf
es gibt doch keine Verdammnis für die, die in Christus sind?!?
auch nicht wenn sie mal vor etwas Angst haben...
widerspricht das nicht dieser Lehre?
Boah Ralle... einfach nur genial wie treffend Du das beschreibst.
Oh man, hat mich das schon oft verunsichert..
Aber ich dachte, wie kann ich authentisch sein, wenn ich nicht das was mich bewegt und umtreibt auch ausspreche?!
Wie kann Gott mich an Punkten heilen bzw. mir fürsorglich begegnen, wenn ich Zweifel und Sorgen verdränge?!
Und das ist ja schließlich das Resultat aus dieser falschen Lehre.
Es kann sogar soweit kommen, dass man Sorge darüber hat, dass man Sorgen hat, womit man in einen Teufelskreis gerät.
Endprodukt ist mal wieder Religion pur und was ich nicht alles falsch mache.. Dann ist es doch besser, wenn ich mich gleich in Luft auflöse, woll? Dann kann ich auch nichts mehr falsch machen.
Das stellt sich dem Evangelium direkt entgegen, wo doch Gottes Gnade jeden Morgen neu ist, und jeder Tag eine neue Chance ist, Gottes Erbarmen zu begegnen.
Denn das ist es - Es ist Gnade und Erbarmen über unseren menschlichen Schwächen.
DAS ist das Evangelium!
Hallo Ralf,
du beschreibst es sehr gut, was diese seltsame Lehre für Auswirkungen hat.
Ich habe einmal mit einem Pastor zusammen eine ausführliche Ausarbeitung über die tatsächliche macht der Worte erarbeitet, die hier zum Download bereitsteht:
http://www.katalyma.de/Worte.PDF
Darin kann man feststellen, dass diese seltsame Lehre über die Macht der Worte der tatsächlichen biblischen Lehre sogar klar widerspricht.
@Ginger: Ich weiß nicht viel über W+G, aber sie schwören wohl auf Kenneth Hagin und haben die Prinzipien der alten Glaubensbewegung übernommen, soviel ich weiß. Aber ich denke diese Art des Denkens ist weit in der pfingstlich-charismatischen Szene verbreitet. Du kennst es ja auch aus Deinem Umfeld. ;-)
@Talitakum: Ich halte Wahrhaftigkeit und Authentisch sein auch für wesentlich wichtiger, als das formal richtige
Glaubensbekenntnis ;-)
@Charly: Danke für den Tip. Habe schon mal länger reingelesen.
Kommentar veröffentlichen