Mittwoch, 30. Juli 2008

Stresswoche

Foto: José Goulão (Flickr.com)
Zuerst kam meine Tochter ins Krankenhaus, weil sie eine allergische Reaktion hatte. Juckender Ausschlag bedeckte ihren gesamten Körper und ihr Gesicht sah aus wie das eines Preisboxers nach dem Kampf.

Cortisonhaltige Infusionen machten es erträglich, aber als sie zu uns
nach hause kam, ging es ihr sofort wieder schlechter - wir mussten sie pflegen, betüddeln und zu Ärzten fahren. Aber so was machen wir ja gerne! Ich durfte sogar mal für sie beten, was jahrelang nicht möglich war.

Kaum wohnte unsere Simi bei uns gab es Alarm bei Frau L. aus K. Sie ist um die 30 und studiert Tiermedizin. Außerdem sind wir befreundet und besuchen die gleiche Hauskirche. Ätsch, nur die Insider wissen, um wen es sich handelt. Bei Frau L. wurden ambulant Zahnimplatate im ganzen Mund unter Vollnarkose angefertigt, die aber viel länger dauerte als vorgesehen. Meine Frau und ich kamen in die Zahnarztpraxis, um sie abzuholen und nach Hause zu bringen. Aber Frau L. war noch überhaupt nicht fit und orientiert. Ihre Atmung ging pfeifend (Man nennt das Stridor) und sie hatte höllische Schmerzen - sie brauchte dringend weitere Überwachung und hätte eiegentlich ins Krankenhaus gemusst.
Und zu Hause wartete ein großer wilder Schäferhund auf sie.
Wir packten sie mühevoll und schwankend ins Auto, holten den Hund und nahmen sie mit uns nach Hause. Wir haben viele freie Betten im Haus.
Am nächsten Tag entließen wir sie aus unserem Privatlazarett und widmeten uns nur noch der Tochter.
Das Wetter wurde heiß und schwül. Ich ließ mir einen Backenzahn ziehen und mein Kreislauf machte dabei etwas schlapp. Am selben Abend meldete sich Frau L. aus dem Krankenhaus. Sie war wegen einer entzündeten Verweilkanüle in die Notfallambulanz gefahren und man hatte sie gleich dort behalten. Eiter und Schmerzen. Leider hat sie keine Verwandten in Hannover und die Eltern wohnen im Süden.
Also packte ihre Wohnungsnachbarin ihr ein paar Klamotten zusammen, die ich ihr mit dem Auto ins Krankenhaus brachte. Die Nachbarin hat nämlich kein Auto.
Im Krankenhaus wurden wir von einer Bettnachbarin zusammengeschrien, weil wir uns leise unterhielten und die Klamotten in den Schrank einsortierten. Sie fühlte sich beim Fernsehen gestört. Frau L. fing an zu heulen und wollte mit ihrem eingegipsten Arm wieder nach Hause, wovon ich sie mühevoll abhalten konnte. Nach einigen nervigen Hürden fand ich ihr Auto, holte ihre Wohnungsschlüssel aus dem selben und holte den großen schwarzen Schäferhund aus ihrer Wohnung ab. Der kennt mich ja und mag mich auch gern.
Er ist allerdings ein Monster und kein Hund!
Mein Unterkiefer tat weh, mir war heiß, mein Herz machte schlapp und das Monster war völlig aus dem Häuschen. Frauchen weg und dazu das neue Zuhause.
Die folgenden Tage waren anstrengend. Gassi gehen in der Hitze, während das schwarze Biest einem fast den Arm auskugelte, Zahnschmerzen und Herzklabaster. Am Telefon zuhören wie Frau L. im Krankenhaus nichts als Stress und Schmerzen hatte.
Unser Kater hatte sich verdrückt und vor der schwarzen Bestie in Sicherheit gebracht. Er ist bis heute nicht zurückgekommen.
Allerdings ist der Schäferhund jetzt mein ganz neuer Freund, der an mir zur Begrüßung hochspringt und mich dabei fast umreißt. Er legt seinen Kopf auf mein Knie und schaut mich mit großen traurigen Augen an. (Der will aber nur Leckerlis)
Nun hat Frau L. aus K. ihren Hund wieder abgeholt und ich war erleichtert, obwohl ich ihn sehr gern mag. Ich brauche einfach mal Pause und Entspannung. Und die gönne ich mir jetzt auch!
Ich hole mir neue Power von oben, von meinem himmlischen Papa. Der füllt mich wieder neu mit Kraft.
Da brauch ich gar nicht viel zu tun, ich bitte ihn einfach drum und warte ab. Und fast unmerklich füllen sich meine leeren Tanks wieder auf.

1 Kommentar:

Talitakum hat gesagt…

...bist ein tapferer Ralle...!