Donnerstag, 9. Mai 2024

Jumping off the sun - oder: Wie wirklich ist die Wirklichkeit?


Ich war fünfzehn Jahre alt und noch Nichtraucher als ich mit zwei Freunden den ersten LSD-Trip nahm. 

Wir hatten eine große Flasche Lambrusco im kleinen Zimmer von Horst aufgemacht, damit sich die Eltern nicht so wundern sollten, falls ihnen auffallen würde, daß wir uns merkwürdig benehmen sollten.

Und wir benahmen uns dann auch tatsächlich merkwürdig! Es war von Anfang an ein Lach-Trip und wir hörten viel angesagte Musik. Bei Colosseums "Jumping off the sun" überfiel mich eine fröhliche Leichtigkeit die mich ahnen ließ, warum der Legende nach etliche Freaks im LSD Rausch aus dem Fenster gesprungen sein sollten, weil sie dachten, daß sie fliegen könnten.


Irgendwann wurde es wohl im kleinen Zimmer zu eng und wir machten uns auf den Weg zu Raimund, dem dritten Freund im Bunde. 

Ich weiß noch genau wo es dann passierte: An der Ecke Ferdinand-Wallbrecht-Straße/Lister Kirchweg gingen wir auf die Ampel zu und ich hatte plötzlich das massive Gefühl mich in einer Postkarte zu befinden. Genauer gesagt in einer bunten Ansichtskarte! Ich sagte voller Staunen immer wieder zu meinen Freunden: "Ich gehe in einem Bild"!

Das Erlebnis war lebensverändernd für mich. Ab dem Zeitpunkt war mir klar, daß es hinter der Wirklichkeit, wie wir sie mit unserem Alltagsbewusstsein wahrnehmen, noch eine andere Wirklichkeit geben musste! 

Hunde sehen ja bekanntlich nur in schwarz-weiß, dafür "sehen" sie mit der Nase umso besser. Sie nehmen dieselbe Wirklichkeit auf eine ganz andere Art und Weise wahr wie wir Menschen. Und andere Tiere haben ja noch ganz anders entwickelte Sinne. 

Wenn ich eine andere, bessere Art der Wahrnehmung hätte, könnte ich möglicherweise die Welt der Atome wahrnehmen und würde feststellen, dass sie sich gar nicht wie die Materie verhalten, die mir so vertraut ist. Eine feste ruhende Steinmauer wäre gar nicht mehr so stabil anzusehen, weil die Atome ja gar nicht still stehen sondern am schwingen und sich bewegen sind! Je wärmer, desto schwingen sie. Und die Elektronen kreisen in merkwürdigen Ellipsen um sie herum. 

Außerdem ist zwischen dem Atomkern und den sie umkreisenden Teilchen jede Menge Platz! Neulich las ich, daß dieses Verhältnis ungefähr so ist, wie das einer Erbse, die im Mittelkreis eines Fußballstadions liegt und dem Außenring des Stadions.

Was für mich also klar ist: Wir nehmen nur ein Bild der Wirklichkeit wahr, das unsere Sinnesorgane uns zeigen - nicht die Wirklichkeit selbst! 

Und diese Wirklichkeit ist sehr sehr geheimnisvoll - ein zum größten Teil völlig unentdecktes wildes, chaotisch geordnetes Land voller Merkwürdigkeiten und Widersprüche.

Damals als Jugendlicher zog ich leider ein paar fatale Schlüsse aus diesem "Erweckungserlebnis" auf LSD. Ich folgte den Drogenpropheten Timothy Leary, und Richard Alpert und las das Buch von Aldous Huxley über die "Pforten der Wahrnehmung", in dem er seine Drogenerlebnisse mit Meskalin schilderte.

Mein Bestreben in den folgenden Jahren war, mithilfe von halluzinogenen Drogen mein Bewusstsein dermaßen zu erweitern, daß ich immer mehr von der "wirklichen" Wirklichkeit wahrnehmen könnte - wofür unser armes Gehirn aber gar nicht geschaffen wurde. Ich kann nur jedem raten, einen großen Bogen um solche Drogen zu machen! Die psychischen Auswirkungen können katastrophal sein und ich habe sehr teuer für meine Drogenexperimente bezahlt. 

Meine Hoffnung war damals, auf einer dieser "Reisen"  mit LSD der letztendlichen Wirklichkeit hinter all unseren menschlichen Wirklichkeiten zu begegnen: Gott selbst, dem Schöpfer und Erhalter dieser Welt, der hinter allem ist. Der vor der Schöpfung schon da war - beziehungsweise da ist! Denn für ihn existiert ja gar keine Zeit wie wir sie kennen. Er war - und ist - und wird sein.

Es gibt keinerlei Möglichkeit mit unserem kleinen Verstand und unseren Wahrnehmungsorganen Gott zu erkennen oder ihm in irgendeiner Weise nahe zu kommen! Alles was wir auf der menschlichen Ebene erreichen können ist eine "Einbildung" von Gott zu bekommen. Und ich denke die Weltreligionen sind voll dieser eingebildeten "Götter", ob sie nun mithilfe von Meditation, Gebeten oder Drogen zustande kommen.

Und über diese Einbildungen gäbe es viel zu sagen. Sie können dich ins Irrenhaus bringen, dich zum religiösen Star auf den Bühnen der Welt machen, der von Hunderttausenden Menschen wie Gott verehrt wird. Sie können blutige Kriege entfachen, Menschen auf den Scheiterhaufen bringen und verbrennen. Oder die "Ungläubigen" in den Folterkellern quälen und ganze Völker auszulöschen versuchen. 

Der einzige Weg, die letztendliche Wirklichkeit hinter all den "Wirklichkeiten" dieser Welt zu erfahren ist, das diese letztgültige Wirklichkeit, die ich nur Gott nennen kann, sich selber aufmacht, zu mir kommt und mir die Augen, Ohren und das Herz öffnet.

Und das hat Gott ein für alle mal getan, als er seinen Sohn, Jesus Christus, auf die Erde schickte um uns aus unseren Einbildungen zu erlösen und zu Gott zu führen.

Und das tut Jesus nach seiner Himmelfahrt auch weiterhin, indem er uns den Tröster, den heiligen Geist sendet, der uns immer wieder neu erfüllen kann und will. Der heilige Geist - dieses "Ding" aus einer anderen Welt - bringt uns in die Wirklichkeit Gottes hinein. Jesus ist die Brücke und der Weg zu Gott und sein heiliger Geist macht uns das erfahrbar!

Es ist Gnade und Geschenk. Es geht durch Glauben und Vertrauen. Durch Demut. Durch Hoffnung und Barmherzigkeit. Er allein kann unsere Augen öffnen. Und darum können wir nur demütig bitten und auf ihn und seinen Zeitpunkt warten. Und dann kann dieses Wunder geschehen. 

Meine Empfehlung zum Thema: Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Hörbuch von Paul Watzlawick, Psychologe und Philosoph.

2 Kommentare:

Sabine Ciupek hat gesagt…

Hallo Onkel Ralf,
ich finde sehr interessant, was Du da schreibst. Ich bin auch der Meinung, dass es sich bei Religionen um eine jeweilige Interpretation des Göttlichen handelt. Irgendwie las ich vor vielen Jahren, dass unsere Hirnstrukturen für den Glauben angelegt seien - es war, meine ich, eine Geo-Sonderausgabe über Religionen. Wie sonst könnte man sich die Vielzahl und den Wandel von Religionen erklären? Aber, Deine Schlussfolgerung, dass die christliche Herangehensweise nun ausgerechnet die von Gott selbst gesandte Methode sei....Ich denke, solche Herleitungen bekämen auch Menschen für ihre anderen Religionen irgendwie hin. Wir Menschen sind erfindungsreich mit unserer "Einbildung". Umso älter ich werde, umso stärker glaube auch ich an Barmherzigkeit, Güte, Demut. Inwieweit ist das aber durch eine christliche Umgebung nicht schon angelegt bzw. vorprogrammiert, frage ich mich. Andere Religionen haben auch ihre Weisheiten. Wir Menschen passen uns an unsere Umgebung an.

Don Ralfo hat gesagt…

Hallo Sabine, wie schön, daß du hier ein Feedback gibst! 😀
Ich glaube nicht dass eine "Methode", auch keine christliche, uns näher zu Gott bringen kann. Religion ist ja in meinen Augen der menschliche Versuch, sich Gott durch sein Wohlverhalten irgendwie zu nähern oder ihn gädig zu stimmen. Die "Methoden" dazu sind: Beten, meditieren, gute Taten, Nächstenliebe zu üben, (was ja nicht schlecht ist) oder ganz wilde andere Sachen.
Ich glaube aber dass das Christsein eine vertrauende Beziehung zu dem Gott ist, von dem als Einzigem gesagt wurde daß er Liebe ist!
Beziehung - nicht Methode.
Und der Unterschied zu anderen Religionen ist eben, daß dieser Gott UNS sucht und nicht wir ihn!
Liebe Grüße
Ralf