Der Satz aus 1.Thes 5,21: Prüfet aber alles. Das Gute behaltet... wird sehr häufig als Totschlagargument gegen jegliche Kritik an christlichen Lehren oder Persönlichkeiten missbraucht.
So als ob es nur diesen einen Satz in der Bibel zu diesem Themenkreis geben würde.
Wir sollen das Schlechte oder Fragwürdige einfach ignorieren und uns nur mit dem Positiven beschäftigen.
Da ist natürlich auch etwas Wahres dran, aber es wird möglicherweise übersehen daß wir erst einmal das Falsche oder Böse als solches zur Kenntnis nehmen müssen um es vom Richtigen und Guten zu unterscheiden. Und man muß das Schlechte dann auch thematisieren und benennen um es verwerfen zu können und das Gute zu behalten. Das nennt sich prüfen!
Wir sollen uns allerdings nicht vom Bösen hypnotisieren lassen und nur noch darauf starren sondern weitergehen und uns auf das Gute konzentrieren.
Bei manchen lieben Geschwistern habe ich den starken Eindruck das mir nahegelegt werden soll ich solle doch auch bitte dieses Prüfen tunlichst vermeiden weil ich ansonsten der Kritiksucht verfallen würde.
Es wird dabei geflissentlich übersehen daß im neuen Testament sowohl falsche Lehren als auch bestimmte Personen namentlich erwähnt werden von denen wir uns fern halten sollen. Es wird sehr wohl vor dem Schlechten und Falschen gewarnt und nicht nur das Gute gelehrt und betont!
3 Kommentare:
Ich denke, es kommt ganz wesentlich auf unsere Haltung gegenüber dem Wort Gottes an. Benutze ich es, um damit Dinge zu erklären oder gar zu rechtfertigen? Oder ordne ich mich dem Wort bedingungslos unter? Die sog. Totschlagargumente können nur so genannt werden, weil sie isoliert betrachtet werden.
Jesus fordert uns z.B. auf, unseren Bruder auf seine Sünde hinzuweisen und ihn zur Buße zu bewegen. Das widerspricht der Sache mit dem "das Gute behalten" auf den ersten Blick. Im eigentlichen Kontext macht es aber wieder Sinn.
Ein weiteres Beispiel: Einerseits sollen wir Vater und Mutter ehren, andererseits können wir Jesus nicht nachfolgen, wenn wir nicht Vater und Mutter hassen. Beides ist wahr und im Kontext auch sinnvoll.
Das Prinzip "Prüft alles, das Gute behaltet" gilt nicht für Gottes Wort. Alle (!) Schrift ist von Gott eingegeben. Deswegen sollte man es vermeiden einzelne Sätze außerhalb ihres Zusammenhangs zu bewerten. Dann gibt es auch keine Totschlagargumente mehr.
Grüße!
Vorfall in einer Halbmillionenstadt irgendwo in Nordeuropa: Ehepaar besucht den Gottesdienst einer extrem-charismatischen Gemeinde. Die Predigt gefällt, der Pastor bittet zum persönlichen Gespräch: "Ihr habt schon in anderen Gemeinden Kritik geübt, verlaßt unsere Räume!"
Kritik ist in vielen Gemeinden unerwünscht, weder Minidiktatoren noch liberale Mainstreamler lassen sich etwas sagen. So kommt es z. B. in den USA zu der absurden Situation, dass 75% der Gemeinden die letzten Kriege befürwortet haben.
Heißt es nicht in der Bibel: "Ein jeder habe etwas" und "Prüfet alles..." ? Mancher Kritikpunkt könnte hilfreich sein, Neuorientierung täte Not. Noch ein Bibelwort: "Der Kluge läßt sich etwas sagen... !"
Matthias Sesselmann
Sehe ich eigentlich auch so, allerdings hat es auch mit Vertrauen zu tun, nicht immer alles sofort alles auseinanderpflücken zu müssen, sondern auch mal, zu wem auch immer - Gott oder Mitmenschen - zu sagen: Ich verstehs zwar (noch) nicht, aber ich vertraue darauf, dass du Recht hast.
Kommentar veröffentlichen