Früher als voll-power-Charismatiker hatte ich Sehnsucht nach sehr spektakulären und übernatürlichen Begegnungen mit Engeln. Heutzutage bin ich da wesentlich bescheidener geworden. Mir würde auch ein Engelbesuch ohne großartige Lichterscheinungen, Heilungen und Wundern ausreichen - so lange es mich in meiner Beziehung zu Gott ermutigt.
Als ich neulich im Krankenhaus lag und es mir sehr übel ging betete ich still zu Gott: Es wäre total genial wenn Du mir heute einen Engel vorbeischicken würdest der an meinem Bett steht und über mir Wache hält oder meine Hand hält damit ich mich nicht so fürchte. Ich habe solche Sehnsucht nach Deiner heilenden Gegenwart lieber Vater im Himmel.
Dieser Gedanke hatte einfach etwas Tröstliches an sich und wenn ich etwas erwartete, dann einfach eine Art unsichtbarer Gegenwart an meinem Krankenbett.
Der Tag verging langsam und mehr schlecht als recht als es nachmittags an der Tür klopfte.
Eine mittelalte Dame von so ca. 50 - 60 Jahren kam herein, sagte daß sie vom Seelsorgedienst des Krankenhauses käme und fragte ob sie irgendetwas für uns Patienten tun könnte.
Da meine Bettnachbarn nicht antworteten, weil sie entweder zu krank waren oder ihnen nichts einfiel, meldete ich mich: "Wenn ich in der Lage wäre zu lesen würde ich sie bitten mir eine Zeitung zu besorgen, aber ich habe zur Zeit Probleme mich auf die kleine Schrift zu konzentrieren. Irgendetwas mit meinen Augen stimmt auch nicht, denn selbst mit Lesebrille funktioniert das nicht richtig - ich bin einfach zu schwach".
"Soll ich ihnen vielleicht vorlesen"? schlug sie vor. "Ich habe das zwar schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht, weiß auch gar nicht ob ich das gut kann, aber einen Versuch würde ich machen wenn sie möchten"!
"Das wäre ja genial", erwiderte ich ungläubig. "Ich habe da vorhin auf dem Gang eine Hannoversche Allgemeine von heute liegen sehen, konnte mich aber nicht darauf konzentrieren. Vielleicht geht das ja mit dem Vorlesen".
Die Dame ging hinaus und kam mit der herrenlosen Zeitung wieder. Sie setzte sich an mein Bett und fragte mich freundlich was mich denn interessieren würde. "Die Sportseite mit allem was da über Hannover 96 drinsteht", gab ich zurück. Denn ich bin Fan und es ärgerte mich daß ich nichts von den wichtigen Europaleague-Spielen mitbekam.
So fing die Dame an mir die Überschriften vorzulesen und ich wählte aus was sie vorlesen sollte, während ich mich im Bett entspannte.
Tränen rannen mir die Wangen herunter als sie anfing eifrig zu lesen. Vielleicht weniger weil meine Mannschaft so gut oder schlecht war sondern viel mehr weil ich begann zu erkennen, daß dies der Engel war, den Gott mir geschickt hatte...
Viel Ausdauer hatte ich nicht und als der Engel mit den Sportseiten fertig wurde war ich schon erschöpft nur vom Zuhören.
Wir unterhielten uns noch eine Weile und als sie ging war ich sehr glücklich und ermutigt!
Engel sind ja dem Wortsinn nach nur Boten Gottes und es können himmlische Wesen oder auch ganz einfache Menschen sein...
3 Kommentare:
Hallo Ralf,
das ist mal eine Engelgeschichte, zu der ich aus vollem Herzen JA sagen kann :-)
Ich wünschte mir, dass uns Christen - besonders die, denen es nicht übernatürlich genug sein kann - dieser Aspekt der Engel Gottes, den du hier schilderst, klarer würde. Incl. der Tatsache, dass so mancher Engelsucher merkt, dass er selbst ein Engel für Jemand Anderes sein kann.
Klasse, Danke für die Geschichte :-)
Charly
Gern geschehen. Ich hoffe, daß Gott mich auch hin und wieder zum Engel für jemand anders macht!
Ja.... Was für eine schöne Geschichte. Öfter als wir dies bewusst wahrnehmen bekommen wir Besuch von solchen Boten. Manchmal sind diese Engel auch einfach eine Botschaft die wir erhalten, Informationen die wir gerade jetzt brauchen, oder die Begegnung mit Kinderaugen, die dich anstrahlen... Und was besonders erfüllend ist, wenn wir in manchen Situationen selbst zu einem göttlichen Boten werden...
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