Sonntag, 9. August 2009

Obamas Gesundheitsreform ist vom Teufel

Jawohl vom Toiiiifääääl!!! Rick Joyner, den ich früher mal als weitsichtigen Propheten eingeschätzt habe, heult auch mit in dem Chor christlicher Wölfe in Amerika, die Präsident Obama unterstellen wollen, er wollte den teuflischen Sozialismus in den USA einführen, baue schon heimlich an Konzentrationslagern und wäre der neue Hitler, Stalin oder sogar Antichrist. Rick drückt es vorsichtiger aus, aber in seinem neuen special Bulletin "National Health Scare" entblödet er sich nicht, die Einführung der Krankenversicherung für alle in den USA, die doch auch in christlichem Verständnis dringend nötig wäre, mit der Politik Hitlers und Stalins zu vergleichen und Ängste in diese Richtung zu schüren - als ob das noch nötig wäre im rechtskonservativen Amerika.
Originalzitat einer christlichen Freundin aus dem "Bible Belt" (Sinngemäß übersetzt):
Die Aufgabe sich um die Armen und Kranken zu kümmern liegt einzig und allein bei der Kirche (Gemeinde) und auf keinen Fall beim Staat. Wenn sich der Staat um all die Schwachen der Gesellschaft kümmern würde, würden die ihre Hilfe nicht mehr bei Jesus suchen.
Der Staat soll sich so weit wie möglich aus allem raushalten, was die Freiheit des Einzelnen in irgendeiner Weise schmälern könnte!
Bei den Millionen von Menschen in Amerika, die sich kein Gebiss, Medikamente oder Operationen leisten können oder die in reichen Städten wie Los Angeles am hungern sind, hat die Kirche wohl offensichtlich versagt. Liegt es vielleicht daran, daß sie ihr Geld in riesige, teuere Gemeindezentren und christliches Fernsehen stecken muß?
Da kann man nur beten: Herr wirf HIRN vom Himmel!
Ich dachte mal, daß die konsevativen Christen in den USA vielleicht von ihren Behauptungen, daß Obama der Antichrist sei, abrücken würden, wenn die Realität beweisen würde, daß er nur ein ganz normaler Mensch ist, der eben nicht so extrem rechts wie das übrige Amerika ist, aber weit gefehlt. Sie sind wütend darüber, daß ihre Prognose sich noch nicht erfüllt hat und hauen um so mehr in diese Kerbe. Die Realität hat aber leider keine Chance, wenn sie nicht in die paranoiden religiösen Gedankengebäude unserer Glaubensgeschwister hineinpasst.
Siehe der Artikel in der SZ: Die Wut der rechten Amerikaner.
Meine Freundin in Louisiana glaubt immer noch, daß Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen im Irak versteckt hatte, obwohl selbst die Bush-Administration zugegeben hatte, daß dem nicht so war.
Selbst die ehrwürdige Washington Post sieht sich mittlerweile genötigt, dem Volk mit theologischer Argumentation zu erklären: Obama is NOT the Antichrist!

Leute hütet Euch vor dem Sauerteig der Religiösen!

Foto: creative commons (Flickr.com)

9 Kommentare:

ginger hat gesagt…

Sauerteig???? *grusel*

das klingt nicht sehr optimistisch

sogar in unserer Gemeinde ist dieser Satz gefallen, Obama sei der Antichrist, im Zusammenhang mit der Deutung eines Traumes, soweit ich mich erinnere. (das kam nicht vom Pastor und wurde von der Gemeindeleitung weder bejaht noch dementiert). Ich dachte nur, ich fasse es nicht.

Meist sind es die ach so geistlichen Mini-Rick-Joyners, die solche Behauptungen aufstellen, und die sind so geistlich abgehoben, dass kaum jemand wagt, dem zu widersprechen. Man ist dann halt nicht geistlich genug und hat noch nicht den Durchblick. *aargl*

Kopfschüttelnde Grüsse

Ginger

ginger hat gesagt…

ich nochmal, das geht mir nicht mehr aus dem Kopf...die Leute würden ihre Hilfe nicht mehr bei Jesus suchen, wenn der Staat für die medizinische Versorgung sorgen würde??? Was für ne Logik, der Mann traut Jesus wohl nicht sonderlich viel zu....

ich habe eine Zeitlang in den USA gelebt, unter anderem in Washington D.C. - zu dieser Zeit war ich noch nicht gläubig. Aber diese teilweise unfassbare Naivität in politischen Dingen, die ich dort erlebt habe, lässt sich natürlich auch auf den Glauben anwenden. Das ist gefährlich, weil die meisten total kritik-resistent sind und sich eh für den Mittelpunkt der Welt halten...

Don Ralfo hat gesagt…

@Ginger: Ich bin mir noch nicht so recht im Klaren, woher diese Furcht vor dem sogenannten "Sozialismus" in Amerika überhaupt kommt. Vielleicht hat es ja etwas mit dem Pioniergeist und der Gründermentalität dort zu tun, die an sich ja sehr gut ist.
Ist ja auch in Ordnung, auf individuelle Freiheiten zu pochen, solange diese Freiheit nicht anderen schadet, wie zum Beispiel das Recht auf Schusswaffen dort. Die Leute dort wollen allgemein keine Einmischung des Staates in ihre Privatangelegenheiten. Finde ich auch nicht schlecht. Z.B. das Recht auf Homeschooling sollte es auch in Deutschland geben.
Nur sollte man Politik und Religion in den USA auseinanderhalten und als Christ seine politischen Feinde nicht dämonisieren und verteufeln. Das ist gefährlich und nicht Jesusmäßig.

ginger hat gesagt…

ja, das liegt bestimmt an der Geschichte des Landes, viele sind aus Unterdrückung nach Amerika geflüchtet. Aber es liegt auch daran, dass die wenigsten dort wissen, was Sozialismus eigentlich ist. Es ist so eine Art Gespenst wie Hitler, von dem heute noch Leute glauben, dass er in Deutschland noch regiert. Tatsache!
Politische Bildung der meisten Amerikaner ist gleich null, wenn es nicht ihr eigenes Land betrifft. Konservativ bedeutet in Amerika nicht nur Werte bewahren, sondern auch immer in alten Denkmustern zu verharren und nichts anderes zuzulassen. Und die Konservativen sind zum grossen Teil die Christen in den USA....

ich bin übrigens nicht für Homeschooling, denn das würden dann hier nicht nur Christen, sondern vor allem Moslems praktizieren...oder meinst du nicht?

Anonym hat gesagt…

Hm, habe mir den Link zu Rick Joyners Statement angesehen. Ich weiß nicht, was die Reform im Einzelnen beinhaltet. Ich habe aus Joyners Text verstanden, dass es ihm um die Eile geht, mit der das Gesetz vorangetrieben wird und ein Misstrauen bzw. eine Furcht, zusammen mit den Verbesserungen des Gesundheitssystems könne auch eine menschenfeindliche "Kultur des Todes" Raum gewinnen oder eingeschleust werden. Darauf bezieht er sich ja in dem Vergleich mit Stalin oder Hitler: Dass damals alle Warnungen untergingen in dem Jubel um den wirtschaftlichen Aufschwung. Warum er das befürchtet, weiß ich nicht, weil ich die Gesetzespläne nicht genau kenne. Was die Abtreibungsgesetze betrifft, über die er dort schreibt, kann ich nur sagen: Das ist genauso brutal und hat bisher noch viel mehr Leben gekostet als der Holocaust, was dort mit Ungeborenen Kindern passiert. Mich packt die nackte Verzweiflung bei dem Gedanken, dass ein Baby bis zum Nacken aus dem Körper der Mutter gezogen wird, um ihm dann das Gehirn aus dem Schädel zu saugen. Ist das nicht satanisch? Seit Jahren verfolge ich das Tauziehen um ein Verbot der Partial Birth Abortion und verstehe vollkommen, dass man als (amerikanischer) Christ jedes neue Gesetz erst einmal danach beurteilt, wie es sich zu dieser Frage verhält.

Vera

(leider ist mir mein Passwort entfallen, diesmal noch anonym, sorry)

Don Ralfo hat gesagt…

@Vera: Es geht in dem Gesetz nicht um Abtreibung sondern darum, daß jeder Amerikaner das Recht auf eine gesetzliche Krankenversicherung erhält, wie daß in Europa schon seit 100 Jahren der Fall ist.
Und da kann Eile nicht schaden, wie ich finde. Denn jeden Tag krepieren dort Menschen, die sich keine Medikamente oder lebensnotwendige Operationen leisten können.
Ich würde eher behaupten: Noch länger abzuwarten ist vom Teufel, als Eile, wie Rick Joyner behauptet.

Don Ralfo hat gesagt…

@Ginger: Ich denke nicht daß vom Homeschooling eine wesentliche Gefahr ausgehen würde.
1. Können das sowieso die wenigsten Eltern in der Praxis durchführen und wären gar nicht qualifiziert dafür
2. Könnte man ja so eine Art Eignungsprüfung der Eltern als Voraussetzung einführen. Kein Gesinnungstest, sondern eher pädagoschische Eignung.
3. Sollte man keine Furcht vor der Freiheit haben.

Kochy hat gesagt…

Ich habe eben folgende Mitteilung bekommen:

Obamas "Gesundheitsreform" beinhaltet eine sozialistische staatliche Versorgung, soll aber gleich 30% weniger Geld zu Verfügung haben!

Dann soll bei älteren Menschen vor teuren Behandlungen eine "Beratung" über Sterbehilfe (!!) stattfinden!

Ein direkt dem Präsidenten unterstelltes Gremium soll entscheiden, welche Leistungen von der allgemeinen Krankenversicherung übernommen werden sollen und welche nicht!

Dagegen protestieren viele Amerikaner, nur die Medien verschweigen dies völlig.

Gottes Segen

Kochy

Don Ralfo hat gesagt…

@Kochy: Ob die Reform in den USA finanziell machbar ist, kann ich nicht beurteilen, aber sie ist ungefähr so "sozialistisch" wie unsere gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland auch.
Sterbehilfe wird in Deutschland schon seit Ewigkeiten praktiziert und es ist sicher gut, wenn es darüber eine Beratung gibt. Was zu kritisieren wäre ist eine "aktive" Sterbehilfe, aber die ist ganz sicher nicht im Gespräch.
Im übrigen: Irgend jemand muß entscheiden, welche Leistungen von der Krankenkasse übernommen werden, weil das Geld begrenzt ist. Ich sehe nichts Dämonisches darin, wenn daß ein Expertengrmium vom Präsidenten zu Beginn tut.

Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn Amerikaner aus rationalen Gründen gegen diese Gesundheitspolitik sind oder danach fragen, wer das bezahlen soll.
Ich habe sehr viel dagegen, wenn dem politischen Gegner (Obama) unterstellt wird, er sei der "Antichrist", Hitler oder Stalin.
Oder wenn er öffentliche Morddrohungen erhält.
Ich habe sehr viel gegen Christen wie Rick Joyner einzuwenden die sich in "prophetischen" special Bulletins darüber beklagen, daß die christlichen Konservativen von der Obama-Administration dämonisiert würden, aber gleichzeitig eben dasselbe in viel krasserer Form mit Obama tun. (Hitler-Vergleiche etc.) Diese Spezies wie auch Sarah Palin behaupten ganz unversteckt, daß Obama vom Bösen (Evil) sei.
Dieses Maß an Heuchelei finde ich einfach nur noch zum Erbrechen.