Sonntag, 15. April 2012

Warum lässt Gott DAS zu?

Psalm 10,1 Warum, HERR, stehst du fern, verbirgst dich in Zeiten der Drangsal?
 So oft wird diese Frage von Menschen gestellt, die weit von Gott entfernt sind. Mit großem Abstand zu gläubigen Menschen und hochmütigem Herabsehen auf ihre Dummheit brüsten sie sich ihrer Logik und ihrem aufgeklärten Verstand. Sie schütteln ihre Köpfe über uns dumme Gottgläubige - aber nicht in echtem Mitleid, sondern mit gehässiger Miene und allen bösen Wünschen warten sie auf unseren Untergang.
 "Wenn Gott all das Leid und das Böse auf der Erde zulässt, dann kann ich nicht an ihn glauben. Ein liebender Gott kann unmöglich existieren, wenn er einfach diesem Elend in der Welt nur aus der Ferne zuschaut!" 
So oder ähnlich lautet der Standardkommentar vieler Atheisten.

Als ich heute den Psalm 10 las, wurde mir bewußt, daß die gleichen Fragen auch von den Gläubigen gestellt werden. Denn dieser Psalm und viele andere mit ähnlicher Fragestellung wurden von Gott hingegebenen Menschen verfasst und gesungen.
Und sie stehen sogar in Gottes Wort - der Bibel! Und sie wurden sogar von Gottes Geist persönlich eingehaucht... und oft werden diese Fragen nicht einmal beantwortet.... und bleiben offen.

Aber diese Dichter und Sänger schauen nicht mit einem hochnäsigen Abstand auf Gott und reden nicht abfällig über ihn, sondern sie stellen Gott selbst diese drängenden Fragen. Sie nehmen ihn mit in ihr persönliches Dunkel hinein und beten ihn an - auch wenn sie die Antworten ebenso wenig kennen wie die Atheisten. Warum das?

Die einzig mögliche Antwort lautet für mich: Weil sie Gott, seine Realität und Hilfen in ihrem früheren Leben kennen gelernt haben. Sie haben seine liebende Gegenwart erfahren und wissen nicht nur daß er existiert, sondern sie wissen auch daß er uns Menschen wohlgesonnen ist und uns liebt. Aus diesem Grunde ist es auch so verstörend für sie, wenn dieser wunderbare liebende Gott sich auf einmal micht mehr zeigt und sich in Zeiten der Drangsal verbirgt. Scheinbar.

 Im weiteren Verlauf von Psalm 10 wird ein Szenario entfaltet, wie wir es heutzutage jeden Tag im Fernsehen verfolgen können: Die Mächtigen Assads, Gaddhafis und Ahmadinejads verfolgen, quälen und töten die Elenden im Lande und scheinbar niemand ist da, der sie stoppen könnte. Scheinbar.
Und dann die Bitte: Steh auf o Gott! Hilf uns! Sei nicht mehr fern! Und dann plötzlich die Gewissheit: Du hast den Wunsch der Sanftmütigen gehört!

 Jawohl, Gott hört uns. Und er sieht unser Elend an! Aber er handelt nicht sofort, sondern nach seinem Zeitplan und seiner Weisheit. Und auch nicht nach unserem selbstsüchtigen Interesse sondern zum Wohle aller Menschen.
Alles hat seine Zeit, sagte der Prediger. Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, sagt der Verfasser des Galaterbriefs.
Es sind manchmal sehr lange Zeiträume bis die Zeit Gottes für sein Handeln gekommen ist!  
Die Israeliten schrien 400 Jahre über ihre Sklaverei und Unterdrückung in Ägypten. Mose hütete 40 Jahre die Schafe, bis er von Gott gerufen wurde. Abraham wartete auf seinen verheißenen Sohn viele Jahrzehnte. Dergleichen Beispiele sind viele. Wir aber erwarten, daß sich Gott unseren Zeitvorstellungen anpasst. Wir erwarten gern die sofortige Heilung und die sofortige Lösung all unserer Probleme.
Aber unser Gott ist eben KEIN "Instant-Gott" obwohl uns das manchmal so scheinen mag, wenn wir über Jesus, seine Heilungen und Wunder lesen.
Wir sehen zumeist nur den Augenblick und selten darüber hinaus - Gott aber hat eine Ewigkeitsperspektive. Er sieht den Anfang und das Ende zugleich. Und er weiß was aus Sicht der Ewigkeit am besten für uns ist.

Was wäre wenn wir sofort von allen unseren Krankheiten geheilt würden und nur noch großen Erfolg im Leben hätten, so daß uns alles gelänge was immer wir tun, aber Gott total darüber vergäßen und das ewige Leben verspielten?
Wenn es wirklich ein Leben nach dem Tod gibt und wir es ohne das Licht und die Liebe Gottes getrennt von ihm in völliger Einsamkeit und Dunkelheit leben müssten?

Ich für mein Teil neige dazu allzu schnell die Wohltaten Gottes zu vergessen, mein Leben in die eigene Hand zu nehmen und die Quelle des lebendigen Wassers zu verlassen um aus den dreckigen Pfützen einer gefallenen Welt zu trinken. Und wie schwer es doch ist aus solch einem gefallenen Zustand wieder zu meiner lebendigen Quelle zurück zu kehren um erneut bei Jesus zu trinken. Wie schwer fällt es mir dann erneut meinem liebenden Vater unter die Augen treten zu müssen mit all den Lasten meiner Narrheiten und dem Dreck meiner Verfehlungen... Er sieht und weiß ja alles. Und er versteht. Er war ja Mensch wie wir. Aber dennoch....

Und wer sind wir eigentlich, daß wir Gott anklagen wenn er (scheinbar) fern von uns ist und sich in Zeiten der Drangsal vor uns verbirgt? Wie kommt es, daß wir meinen alles besser zu wissen als der Schöpfer der Welten, der in seiner Weisheit die Erde und alles Leben erschaffen hat? Dazu die Sterne des Himmels mit allen fernen Planeten und die unendlichen Weiten der Galaxien? Wir sind doch nur winzig kleine Würmlein und die Völker der Erde weniger als ein Tropfen am Eimer des großen Wasserschöpfers der Welten.
Und dennoch schaut Gott unser Leben an und kümmert sich um uns.

Nachdem Gott mit Hiob in ähnlicher Weise geredet hatte (Hiob 38) sagt Hiob: Hi 42,5 Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, jetzt aber hat mein Auge dich gesehen. Darum verwerfe ich mein Geschwätz und bereue in Staub und Asche.

Hiob nennt alle berechtigten Klagen über seine schlimme Krankheit und die gewaltigen Unglücke in seinem Leben nun nur noch Geschwätz! Nachdem er Gott begegnet ist! Obwohl Gott selbst gegenüber den Freunden Hiobs bezeugt, daß Hiob gerecht über Gott geredet hätte!
"Hi 42,7 Als nun der HERR diese Reden an Hiob vollendet hatte, sprach der HERR zu Eliphas, dem Temaniter: Mein Zorn ist entbrannt über dich und deine beiden Freunde, denn ihr habt nicht recht von mir geredet, wie mein Knecht Hiob"
Und wie bitter war Hiobs Klage über Gott gewesen! Welche Schrecken musste der arme Mann ertragen? Am schlimmsten erscheint mir davon noch der Rat seiner lieben Frau gewesen zu sein: "Hältst du noch immer an Gott fest? Verfluche Gott endlich und stirb!"

Gott kennt unser Dunkel und unsere ganze Gottesferne. Er kennt unser ganzes Elend und schaut nicht weg. Und er ist da. Er trägt uns auch wenn wir nicht die leiseste Hoffnung haben und nicht das Geringste davon spüren. Er ist ein Fels - der Fels der Zeiten. Unverrückbar und ewig.
Ist es nicht so?  
Höre ich ein Amen?

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Nein, tut mir leid, ich sage nicht Amen. Gott läßt ja nicht nur Leid zu, er verursacht es - zumindest im Alten Testament - immer wieder. Da werden die jüdischen Heerführer von Jahwe aufgefordert, zu brandschatzen, zu plündern, zu vernichten usw usf und selbst Frauen und Kinder nicht zu verschonen. Ganze Städte werden vernichtet. Es ist ein Gott der Rache und des Zorn, den uns das AT da schildert, so ganz anders als ihn uns Jesus vorstellt. Aber war es vielleicht gar nicht der HERR, der diese furchtbaren, grausamen Befehle gab, sondern die Einbildung der Heerführer, Jahwe hätte zu ihnen geredet und Wunsch (die Feinde zu vernichten) Vater des Gedanken? Ähnlich wie bei G.W. Bush, der glaubte, der HERR habe ihm gesagt, er solle die Welt vom Bösen befreien? Wie auch immer, an so einen Gott kann ich nicht mehr glauben. Auch die Bilder von der Hölle im Neuen Testament sind mehr als fragwürdig. Was ist das für ein Gott, der Menschen, die nicht an ihn glaubten während ihrer(gemessen an der Ewigkeit) paar Erdenjahre, dafür für EWIG in den Flammen der Hölle zu quälen oder quälen zu lassen? Mir wird der fundamentalistisch-evangelikale Glaube immer unglaubwürdiger und das meine ich ganz wörtlich. Für alle, die sich ähnliche Gedanken machen, noch ein Buchtipp: Das letzte Wort hat die Liebe, von Rob Bell - in den USA natürlich verketzert und verteufelt.

Peter Hoeft

Anonym hat gesagt…

Von mir gibt es ein Amen. Wir leben in einem "gefallenen" Zustand, sind umgeben von viel Üblem und schwierigen Charakteren. Wir werden auch krank und müssen schließlich sterben. Wenn jetzt alle schon ewig leben würden, dann hätten wir ein Problem: Die Probleme und Nervtypen ewig um die Ohren. Also muß zunächst alles endlich sein, damit festgestellt werden kann, was durch Jesus Christus Bestand hat. Das genau bringt die ganzen Probleme mit, sodass man die Frage nach dem zugelassenen Leid stellen möchte. Aus den Worten Jesu ergeben sich im Bezug auf Kriege noch andere Aspekte: "Ihr habt gehört,dass (im Alten Testament) geboten worden ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn! Ich dagegen sage euch: Ihr sollt dem Bösen keinen Widerstand leisten ..."(Mt 5,38). Das allgemeine Leid müssen wir hier auf Erden also weiter aushalten, es ist jedoch nicht von Gott erfunden worden, um jemanden zu quälen. Ich persönlich glaube an einen gerechten Gott, der die Menschen liebt und der sie retten möchte aus der Verlorenheit. Matthias Sesselmann

Don Ralfo hat gesagt…

Danke für die Kommentare! :-)
@Peter:
Interessant für mich ist an deinem Kommentar, daß du mehr das Gottesbild kommentierst, daß (anscheinend) zwischen den Zeilen steht, als den Text, den ich geschrieben habe. Bis auf die Möglichkeit einer ewigen Verdammnis, die ich allerdings angesprochen habe.
Ich denke eher, daß Menschen die ewige Gottesferne selbst erwählen, als daß sie von einem strafenden Gott da hineigeschickt werden.
Der Mensch macht sich seine Hölle selber!
Und wenn man das alte Testament komplett ablehnt, an das Jesus ja offensichtlich geglaubt hat und dann noch viele Dinge anzweifelt und relativiert, die Jesus gesagt hat stellt sich mir die Frage welcher Gott dann eigentlich noch übrig bleibt? Ist es noch der Gott der Bibel, oder ein beliebiger Gott der sich mit dem Zeitgeist ständig ändert?
Gott IST Liebe und somit hat die Liebe sicher auch das letzte Wort!
Wie aber verstehe und definiere ich die Liebe Gottes eigentlich?
Das Wort Liebe ist heutzutage so beliebig und Sinnentleert wie kaum ein anderes Wort und jeder versteht etwas Anderes darunter!
Lässt Gott durch die Liebe einfach 5 gerade sein und drückt sämtliche Augen über alles Böse und Schlechte auf der Welt zu, so daß es keinerlei Konsequenzen hat?

Anonym hat gesagt…

Ja Ralf, du hast Recht, was deinen Satz betrifft, dass ich mehr kommentiere, als nur deinen Text. Aber diese Fragen gehören dennoch dazu, denn nur zu fragen: Warum lässt Gott DAS zu? geht ja im Grunde nicht weit genug. Auch wenn sich viele Menschen diese Frage stellen. (Und das ist nicht immer eine bequeme Schutzbehauptung, um sich nicht mit dem christlichen Glauben beschäftigen zu müssen. Diese Frage stellt sich vielen wirklich.) Die übliche Antwort, die auch ich dann immer früher benutzte, heißt: Nicht Gott ist für das Leid verantwortlich, sondern Menschen. Sie führen zum Beispiel Kriege. Und die Naturkatastrophen? Klar, könnte er bequem verhindern, aber wir leben nun mal in einer Welt, auf der es Flutwellen, Erdbeben usw gibt. Damit müssen Menschen leben. Die kann man nicht Gott in die Schuhe schieben. Aber was würdest du denn antworten auf meine Argumente? Warum zeigt sich Gott im AT so grausam? Warum läßt er nicht nur die schuldigen abschlachten, warum müssen immer auch gleich alle Unschuldigen mit dran glauben, z.B. Kinder? Darauf konnte muir noch kein Christ eine plausible Antwort geben. Tut mir leid, da stimmt etwas nicht. An so einen lieblosen Gott möchte ich nicht mehr glauben. Sollte er aber doch so sein, wie die Fundamentalisten und Evangelikalen meinen, dann habe ich eben Pech gehabt, wenn ich einmal vor ihm stehe. Ich habe allerdings eine ganz andere Vermutung, nämlich, dass es sich bei weiten Teilen der Bibel - die man natürlich nicht in Frage stellen darf, ich weiß - um nachträglich eingefügte Passagen handelt. Inzwischen ist ja bekannt, dass es solche Stellen gibt. Ich halte mich von nun an an den "historischen" Jesus, wie ihn das NT zumindest schildert, andere Quellen haben wir ja nicht. Ich würde sagen, wenn wir sein Gebot, Gott und unseren Nächsten zu lieben (wie uns selbst) , dann haben wir genug zu tun. ;-)

Anonym hat gesagt…

@Matthias: das Paket mit den Jesus People-Büchern habe ich gestern abgeschickt, habe noch einige andere dazugelegt. Viel Freude daran/damit.
Deinen Satz "Wenn wir jetzt alle schon ewig leben würden, hätten wir ein Problem: Die Nervtypen ewig um die Ohren", finde ich angesichts des ernsten Themas übrigens etwas unpassend. Peter

Don Ralfo hat gesagt…

@Peter:
Gerade Hiob hat ja Gottes Gerechtigkeit elementar in Frage gestellt - und das in der Bibel, die man ja nicht in Frage stellen darf ;-)
Und Gott selbst sagt Hiob hätte wahrhaftig über ihn geredet.
Selbstverständlich darf man die Bibel in Frage stellen!
Und die Bibel korrigiert sich ja offenbar selber. Im Hesekiel 18 wird ja ganz klar eine Abkehr von diesem Prinzip verkündigt, daß Unschuldige für die Sünden der Väter sterben mussten. Hes 18,20 Die Seele, welche sündigt, die soll sterben! Der Sohn soll nicht die Missetat des Vaters mittragen, und der Vater soll nicht die Missetat des Sohnes mittragen! Auf dem Gerechten sei seine Gerechtigkeit, und auf dem Gottlosen sei seine Gottlosgikeit!
Widerspricht Hesekiel da etwa früheren Schriften? Oder haben wir vielleicht die früheren Bücher einfach falsch verstanden? Ist vielleicht einfach die Offenbarung über den Willen und das Wesen Gottes mit der Zeit größer geworden und hat ihren Höhepunkt dann erst mit Jesus gefunden?
Man kann M.E. nicht die ganze Bibel von vorn bis hinten wörtlich nehmen ohne irre zu werden. Man muss sie auslegen und gewichten. Das was Jesus gesagt hat hat für mich wesentlich mehr Gewicht, als die ganzen Geschichten des Alten Testaments, und die Psalmen haben mehr Gewicht als die Geschlechtsregister.

Don Ralfo hat gesagt…

Eins hatte ich noch vergessen:
Matthias hat das zwar flapsig gesagt, aber: Wenn ich mir vorstelle ich würde mit Hitler, Stalin, Gaddafi, Pol Pot etc. etc. am Tisch des Herrn ein Gläschen trinken und auf das Wohl z.B der 6 Millionen ermordeten Juden trinken...
Ach ja, und der Teufel sitzt ja auch noch dabei!
Wenn man die Allversöhnung zu Ende denkt, könnte einem vor dem Himmel eventuell mehr Angst werden als vor der Hölle.

Anonym hat gesagt…

"Man kann M.E. die Bibel nicht von vorne bis hinten wörtlich nehmen ohne irre zu werden", sagst du, Ralf. Dazu sage ich jetzt Amen!!!
Peter

Benjamin Brink hat gesagt…

Das find ich alles gut. Auf der anderen Seite muss man aufpassen, dass man das irdische Leben mit Gott und damit den Trost, den Gott spenden kann, nicht verabsolutiert. Was ich meine: Auch wenn wir Gott auch in diesem Leben schon durch Freud und Leid erfahren, steht das ganz große Ereignis noch aus, dass er wirklich unter uns lebt und dann alle Tränen abwischen wird.

Anonym hat gesagt…

Nach langer Zeit (über 10 Jahre!) schaue ich mal wieder vorbei und möchte einfach mitteilen, dass ich nach einer langen und heftigen Glaubenkrise und manchen Irrwegen nun wieder zur persönlichen Beziehung zu Jesus Christus zurückgefunden habe. Wie gut, dass das möglich ist! Gottes Segen und Seine Kraft in diesen schwierigen Zeiten wünscht von Herzen Peter Hoeft