Sonntag, 29. August 2010

Fühlt euer Elend, trauert und weint...

Paulus und die heutigen Charismatiker sind sich ja scheinbar einig, daß für Elend und Trauer kein Platz im Leben eines Jesus-Nachfolgers sein sollte. "Freut Euch allezeit. Und abermals sage ich....freut EUCH" (Gefälligst)
Der Unsympath und Quertreiber Jakobus dagegen (dessen Brief Luther aus der Bibel am Liebsten entfernen wollte) fordert die Christen im Kapitel 4 seines Briefes auf ihr Elend zu fühlen, zu trauern und zu weinen. Das scheint auf den ersten Blick so manchem unlogisch zu sein und wird auch von Lehrern und Verkündern des Evangeliums selten erwähnt. Oder hat schon mal jemand von Euch eine Predigt mit dem Titel: Fühlt euer Elend, trauert und weint gehört? Dann sagt mir bitte bescheid! :-)
Zumindest wohl kaum in "charismatischen" Kreisen.
Einschränkend muß man allerdings sagen, daß Jakobus sicher das Elend nicht zu einem Dauerzustand machen wollte, sondern es als eine vorübergehende aber in bestimmten Situationen sinnvolle und angebrachte Sache ansah.
Jak.4,8ff  Naht euch Gott, und er wird sich euch nahen. Säubert die Hände, ihr Sünder, und reinigt die Herzen, ihr Wankelmütigen! Fühlt euer Elend und trauert und weint; euer Lachen verwandle sich in Traurigkeit und eure Freude in Niedergeschlagenheit. Demütigt euch vor dem Herrn, und er wird euch erhöhen.
Jakobus schreibt an die Gemeinde und an dieser Stelle zu besonderen Menschen innerhalb der Gemeinde: Den Sündern und Wankelmütigen. 
Was sind denn die Sünder der Gemeinde für Leute?
Sünde bedeutet im herbräischen und griechischen Urtext ja ganz simpel: Zielverfehlung und Irrtum - oder abirren von Gott. Abirren vom rechten Weg des Glaubens. Nachzulesen im Rienecker Bibellexikon oder Wörterbüchern der alten Sprachen.

Gemeint sind also offenbar einfach die Leute, die ihr Leben mit Gott nicht auf die Reihe kriegen, die es eben nicht packen solch ein allzeit siegreicher und Erfolgreicher Paradechrist zu sein, dem es allezeit gut geht und der im Wohlstand schwimmt weil er im Glauben fest steht ohne einen Hauch von Zweifel.
Gemeint sind die Zweifler und Wankelmütigen, welche von ihren Emotionen oder Umständen hin- und hergerissen werden - die eine zeitlang Jesus nachfolgen, sich aber immer wieder von ihren Lüsten und Begierden nach anderen Dingen ablenken lassen - oder durch Schicksalsschläge und Krankheit aus der Bahn geworfen werden.
Ich habe viele solcher Christen kennen gelernt. Und ich bin selbst einer von diesen "Versagern".
Komisch, wenn man es dann mal eine zeitlang oder ein paar Jahre schafft auf die Seite der Siegertypen zu wechseln neigt man sehr schnell dazu auf den Versager (der man selbst einmal war) herabzublicken und die Nase zu rümpfen. Man spart nicht mit guten Ratschlägen und schüttelt nur den Kopf über die Sünder, welche scheinbar nur nicht richtig "wollen"!
Aber sind diese christlichen "Siegertypen" wirklich echt? Ist ihr Glaube real, oder sind es vielleicht oft nur die sogenannten "Reichen im Glauben" der Gemeinde aus Laodizea?
Off.3, 17+18 Weil du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden und brauche nichts, und nicht weisst, dass du der Elende und bemitleidenswert und arm und blind und bloss bist,
rate ich dir, von mir im Feuer geläutertes Gold zu kaufen, damit du reich wirst; und weisse Kleider, damit du bekleidet wirst und die Schande deiner Blösse nicht offenbar werde; und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du siehst.
Das sind die schlimmsten Sünder in der Gemeinde, welche vermeinen alle Reichtümer des Glaubens zu besitzen, welche alle Weisheit und Wahrheit ihr Eigen nennen - unangreifbar und unantastbar. Unbelehrbar weil sie ja alles besser wissen. Wir sind die Richtigen. Unsere Gemeinde ist die beste Gemeinde der Stadt oder gar in ganz Deutschland - oder sogar auf der ganzen Welt?
Und alle anderen brauchen von mir oder uns Hilfe und Unterweisung, damit sie endlich mit Gott klar kommen.

Und an Diejenigen, welche noch etwas merken, welche empfinden daß ihr Leben mit Gott nicht in Ordnung ist, an die Verirrten und die verlorenen Schafe geht die Aufforderung des Jakobus: Tut nicht so als ob alles mit Euch in Ordnung sei, verdrängt euer Elend nicht sondern fühlt es ganz tief innen - trauert und weint! Weicht Eurem Zustand nicht aus, indem ihr die Siegersprüche der Helden auswendig lernt sondern beugt Euch nieder vor Gott. Demütigt Euch vor dem Herrn.
Was ist Demut Anderes als ein realistisches Erkennen seines tatsächlichen Istzustandes? Demut bedeutet nicht mich kleiner zu machen, als ich in Wirklichkeit bin, aber es bedeutet vor allen Dingen: Mich nicht selber größer zu machen als ich Wirklichkeit bin! Es bedeutet der Realität ins Auge zu blicken ohne auszuweichen.
Machmal kann man auch mit Witzeleien und Humor von der Realität ablenken. Ich kann das jedenfalls recht gut gegenüber meinen Freunden...Und meine Freunde ebenso.
Euer Lachen verwandele sich in Traurigkeit - sagt Jakobus zu uns!
Demütigt Euch vor dem Herrn und ER wird euch erhöhen. Und wenn wir das tatsächlich tun treten wir plötzlich in den Bereich von Gottes GNADE und Hilfe ein, denn:
Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.  
Und wenn wir anfangen in dieser Gnade und Hilfe Gottes zu leben, dann hebt uns Gott aus den Zweifeln heraus, aus dem Unglück empor. Er reinigt unsere Herzen von all dem fiesen Schrott, der sich dort oft ansammelt, zieht uns feine weiße Kleider an und schenkt uns Augen, die Wirklichkeit Gottes zu sehen.

Ich wünsche Dir den Segen Gottes und eine Begegnung mit der großen Freundlichkeit des Herrn Jesus.

Nachwort: Dieser Artikel hatte ein Eigenleben. Er war nicht überlegt oder ausgedacht sondern hat sich von ganz allein geschrieben. Ich hatte nicht die Absicht irgendjemand zu belehren, zu kränken oder zu belabern. Ich wollte einfach nur mein Herz und meine Gedanken mitteilen.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Danke dir für den ehrlichen Artikel. Ein geistlicher Vater hat mir mal gesagt: Demut ist das Übereinstimmen von außen und innen. Keine Show. Geerdet sein (im lateinischen humilitas für Demut steckt der humus drin!). Bei sich sein, ehrlich zu anderen und zu sich.

K hat gesagt…

oh cool. vielleicht mach ich mal ne predigt zu dem vers, das is doch genau mein thema ;)

Unknown hat gesagt…

danke ralf für deinen beitrag, genauso empfinde ich es auch. hab gestern auch noch was geschrieben bei facebook, als kommentar, weil ich mich auch, als "versagerin" ständige "hinfallerin" fühle.

wenn ich so tolle zeugnisse höre von welchen mit ähnlicher vergangenheit als meine, denke ich oft, warum ich nicht schon längst ein geheiligtes überwinderleben führe. was denn der schlüssel ist dafür und warum ich ihn nicht finde, aber wenn ich dann mit den geschwistern näher in kontakt komme und mich austauscht, stell ich oft fest, dass es auch hier und da zwickt und nicht alles rund läuft mit jesus und ihrer nachfolge.

ralf du hast echt die wunderbare gabe dinge annzusprechen und aufzuspüren die andere lieber unter den teppich kehren ;-)

Unknown hat gesagt…

voll vom geist gottes geleitet das spürt man wie es geschrieben ist. ich spür sowas.

Don Ralfo hat gesagt…

Hey vielen Dank Wegbegleiter, Frau K. und Liane. Ich dachte eher ich kriege jetzt Druck für den Artikel und dann kommt anstatt dessen Ermutigung!
Ich dachte eher keiner wird mich da wohl richtig verstehen. Und nun bin ich von Euren Kommentaren gerührt... :-) nochmals danke.
Ralle

Talitakum hat gesagt…

Manchmal ist es dem feind schlicht untersagt uns anzugreifen.... :-)

Will was zu Deinem Beitrag sagen, aber ist ja schon alles gesagt, Bruder..
Tief, tiefer, am Tiefsten
wahr, wahrer, am Wahrsten.

A M E N.

Don Ralfo hat gesagt…

Danke Stella.

K hat gesagt…

Ich find es furchtbar ätzend, dass du so weit weg von mir wohnst. Ich würd mich furchtbar gern auf einen Kaffee mit dir treffen.

Unknown hat gesagt…

ja ich auch immer diese entfernungen *augenroll*