Mittwoch, 3. Februar 2010

Kein Bild von Gott

2Mo 20,3ff   Du sollst keine andern Götter neben mir haben!
Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen, weder dessen, das oben im Himmel, noch dessen, das unten auf Erden, noch dessen, das in den Wassern, unterhalb der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht; denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied derer, die mich hassen...

In den vergangenen Jahrzehnten war viel von unserem "Gottesbild" die Rede. Es wurde von Vielen behauptet, daß unser "Vaterbild" auch unser Bild von Gott beeinflussen oder prägen würde. So gab es denn Seelsorge um ein falsches Vaterbild zu korrigieren. Es wurde betont, wie wichtig es sei, mit dem leiblichen Vater im Reinen und versöhnt zu sein um ein gutes Verhältnis auch mit unserem himmlischen Vater zu haben.
Ein sehr psychologischer Ansatz - wenn ihr mich fragt.
Ich habe ja nun überhaupt nichts gegen Psychologie einzuwenden - sie kann nützlich und sehr hilfreich sein.  
Aber ist es ratsam biblische Wahrheiten mit menschlicher Psychologie zu vermischen?
Ich hatte manchmal den Eindruck, daß Predigten und Bibellehre mit Versatzstücken der Psychologie zu einer Art medizinischem Brei verrührt wurde um die Seelen der Zuhörer zu streicheln und die seelischen Wunden bei uns zu heilen. Besonders gut gelungen ist das mit dem Satz: Du must Dich erst selber lieben, um Deinen Nächsten lieben zu können. Dieser Satz entstammt jedoch nicht der Bibel sondern wurde 1956 von dem Sozialpsychologen Erich Fromm in seinem Buch "Die Kunst des Liebens" als These postuliert. Erich Fromm war ein jüdischer Agnostiker.
Und in dieser und ähnlicher Weise haben viele "Psychologismen" in die christliche Lehre Einzug gehalten. Die Seele des neuzeitlichen Menschen in einer technisierten Welt ist zerrissen. Wir haben uns nicht nur von Gott, sondern auch von der Natur und voneinander entfremdet und suchen die verloren gegangene Harmonie mit uns selbst und den Anderen.
Und weil das "nackte" Wort Gottes offenbar nicht ausreicht um den Hunger unserer Seele zu stillen, greifen wir auf die Weisheiten der Psychologie zurück. Verdrehen wir dabei möglicherweise nicht den Sinn und die Bedeutung biblischer Wahrheiten und Weisheiten?
Nirgendwo in der Bibel wird uns von einem der Autoren geraten unser "Gottesbild" zu überprüfen damit es der verletzten Seele besser gehen möge. In der Tat, die Bibel sagt daß wir uns überhaupt kein Bild von Gott machen sollen!
Und das aus gutem Grund: Es ist unmöglich den ewigen Gott in irgendeine Schublade zu packen! Es ist unmöglich ein korrektes Bild von seinem Wesen und Charakter in einem menschlichen Verstand und in menschliche Emotionen zu beherbergen. Gott sprengt alle Schubladen unserer Vorstellungskraft! Er ist einfach völlig anders als jede menschliche Kategorie.
Und deshalb befiehlt er uns wir sollen uns keinerlei Bildnis oder Gleichnis von ihm machen und diese auch nicht anzubeten.
Es ist zur Zeit sehr populär uns unseren Gott als lieben "Vati" vorzustellen, der uns umsorgt und alle unsere Wünsche erfüllt. Natürlich hat Jesus ihn so genannt "Abba, lieber Vater".
Aber wird heutzutage nicht gerade dazu aufgerufen dieses "Gottesbild" vom lieben Vati anzubeten?
Beten wir ein GottesBILD an oder den lebendigen Gott?  
Gott läßt sich mit dem Begriff Vati nur sehr unzureichend beschreiben. Wo bleibt der gerechte Richter, der kommen wird alle Ungerechtigkeiten der Welt zu rächen? (Mein ist die Rache...)
Wo bleibt der "Schrecken (phobos) des Herrn", der ein verzehrendes Feuer ist? (Hebr.12,25ff)
Gott ist mehr als ein Vater. Gott ist mehr als ein gerechter Richter. Gott ist mehr als ein Versorger oder Wundertäter. Gott ist mehr als ein Liebhaber oder Ratgeber.
Alle diese Aussagen sind nur schwache Umschreibungen seiner faszinierenden und unbeschreiblichen Person.
Du sollst Dir kein Bildnis machen heißt es im ersten Gebot!
Ich bin der ich bin -lautet sein Name. Oder: Ich werde (für Dich) sein der ich sein werde.
Ab in die Tonne mit allen unseren psychologisch hilfreichen "Gottesbildern"!

15 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Jo, stimme dir in teilen zu. Das Verbot des Bildermachens ist aber eine eindeutige Abgrenzung gegenüber den Statuen des heidnischen Umfelds. Wenn ich dann sehe, dass es hunderte von Gottesnamen gibt (König, Herrscher, Vater etc), die alle mit Bildern arbeiten, die wir im Herzen haben, dann kann ich das nicht so unterschreiben. Zuletzt Jesus, der sagt: wer mich sieht, sieht den Vater. Recht hast du damit, dass jedes Bild auch eine Einschränkung bedeutet und immer wieder gesprengt werden muss - aber ein bildloses Denken und Leben ist meines Erachtens kaum möglich - zumal uns Gott selbst Bilder gibt. Segen dir!

Don Ralfo hat gesagt…

Danke Wegi für den Kommentar :-)

Anonym hat gesagt…

Gern geschehen...;-) - aber deine Anfrage ist berechtigt. Wie kann man sich die Bilder immer wieder neu durcheinander würfeln lassen... damit sie nicht zur Verengung des Gottesbildes werden. Andererseits: Gott ist immer größer als selbst die Bilder, die er uns gibt, ach es ist kompliziert...

Anonym hat gesagt…

Ich finde, dass die Menschen (und vor allem auch viele Christen) sich gar nicht recht darüber bewusst sind, wie sehr die "Esoterik" der späten Siebziger und frühen Achtziger Jahre mit ihrer psychischen Vergötzung in die allgemeinen Betrachtungen eingeflossen ist. Seit dieser Irrsinn, der übrigens in seinen Keim auf den Betrug des Spritismus zurückgeht, so viel gesellschaftliche Wirksamkeit entfaltet hat, lässt sich jede religöse oder spirituelle Aussage zusammen mit etwas halbverstandener Psychologie zu einem Brei anrühren, den sich die Anhänger solchen Unfugs dann auf ihre geschundenen und missbrauchten Seelen schmieren, um sich damit zu trösten. (Ich muss irgendwann einmal darüber schreiben, aber das wird wieder einer dieser Langtexte, die viel Mühe in der Recherche machen und nur wenig Interesse bei Lesern finden.)

Wenn in der Thora vom "Bild" im Zusammenhang mit G'tt die Rede ist, denn ist aus dem Kontext klar, wie handgreiflich das gemeint ist. Es ist ein kultisches Bild gemeint, dem religiöse Verehrung zuteil wird, ein "Götze", wie es Luther so trefflich eingedeutscht hat. Der G'tt der Thora sollte in keiner Weise nachgebildet sein, er sollte über dem "normalen" menschlichen Irren und Wirren stehen. Mir erscheinen einige moderne Trends in der christlichen Religon -- von anderen Religionen bekomme ich nicht so viel mit -- wie eine umfassende Vergötzung der Psyche.

(Bei einigen einflussreichen Autoren der letzten Jahrzehnte geht diese Vergötzung der Seele sogar so weit, dass der psychischen Haltung des Glaubens eine Wirkmächtigkeit zugesprochen wird, die dann Wunder hervorbringt, und infolge dessen wird die Größe des Glaubens an solchen "Zeichen" gemessen, als öffne man damit keine Tore für den frommen Betrug. Die ursprünglichere Idee, die nicht so sehr von einem "großen Glauben" als psychische Leistung spricht, sondern den "Glauben an einen großen Gott" einfordert, ist darin verloren gegangen.)

Ach, ich hab doch ein eigenes Blog, ich muss mich einfach mal an diese Arbeit setzen...

Unknown hat gesagt…

Vielen dank Ralf für diesen gelungenen Beitrag, er spricht aus mir heraus, nur, dass ich es nicht so gut ausdrücken kann, aber empfinden tu ich es ganz identisch mit dem was du geschrieben hast, das stimmt genauso das ist echt krass wie genau du es beschrieben hast, es trifft genau den Punkt des Problems heutzutage. Der liebe Papi, ich les auch von einem anderen Gott in der Bibel, genauso wie du das auch erkannt hast. Sich ein Bild von Gott zu machen ist total verkehrt. Konnte auch nie was damit anfangen, dass anscheinend das Bild vom eigenen Vater viele auf Gott übertragen, für mich war das schon immer ein gewaltiger Unterschied, und das Bild kann man gar nicht übertragen, das geht nach hinten los, weil man sich dann echt ein Bild von Gott macht. Ich weiß dass Gott mich liebt, es ist tief in mir verwurzelt, aber ich mach mir kein Bild von einem lieben Daddy als Gott, das würde Gott heruntermachen und seine Macht und Größe falsch darstellen.

LG Liane

Unknown hat gesagt…

Offenbahrung: Gott ist auch Richter und Rächer und das passt auch ganz gut mit dem Erdbeben in Hahiti.

9 Als das Lamm das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen aller, die hingeschlachtet worden waren wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses, das sie abgelegt hatten.
10 Sie riefen mit lauter Stimme: Wie lange zögerst du noch, Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, Gericht zu halten und unser Blut an den Bewohnern der Erde zu rächen?
11 Da wurde jedem von ihnen ein weißes Gewand gegeben; und ihnen wurde gesagt, sie sollten noch kurze Zeit warten, bis die volle Zahl erreicht sei durch den Tod ihrer Mitknechte und Brüder, die noch sterben müssten wie sie.
12 Und ich sah: Das Lamm öffnete das sechste Siegel. Da entstand ein gewaltiges Beben

Unknown hat gesagt…

13 In diesem Augenblick entstand ein gewaltiges Erdbeben. Ein Zehntel der Stadt stürzte ein und siebentausend Menschen kamen durch das Erdbeben um. Die Überlebenden wurden vom Entsetzen gepackt und gaben dem Gott des Himmels die Ehre.

9 Ein anderer Engel, ein dritter, folgte ihnen und rief mit lauter Stimme: Wer das Tier und sein Standbild anbetet und wer das Kennzeichen auf seiner Stirn oder seiner Hand annimmt,
10 der muss den Wein des Zornes Gottes trinken, der unverdünnt im Becher seines Zorns gemischt ist. Und er wird mit Feuer und Schwefel gequält vor den Augen der heiligen Engel und des Lammes.

Unknown hat gesagt…

Donralfo schrieb:
Verdrehen wir dabei möglicherweise nicht den Sinn und die Bedeutung biblischer Wahrheiten und Weisheiten?

Doch und nochmal doch, es wird damit alles verdreht und verweichlicht zu einem Brei verrührt!

Don Ralfo hat gesagt…

@tamagothi: Hat mich echt gerührt, daß Du hier in einer (wie ich empfinde) taktvollen Art und Weise kommentiert hast!
Wenn Du überzeugter Christ wärst, dann wäre Deine Berufung wahrscheinlich Prophet, denn Du schaust genau hin, analysierst sehr genau und hasst jegliche Fassaden :-)

@Liane: Danke für Deine Ermutigung!

Unknown hat gesagt…

@tamaghoti kann mich da Donralfo anschließen

Anonym hat gesagt…

Zu Donralfo: Natürlich kommentiere ich hier "taktvoll", für meine etwas "jauchigeren" Anmerkungen habe ich ja ein eigenes Blog... ;-)

Renate hat gesagt…

Also: Gott weiß doch wie wir sind, nämlich sehr menschlich und begrenzt in unserer Vorstellungswelt. Gott ist 'ne ganz andere Dimension. Man kann sowas gar nicht verstehen. Genauso wie eine Spinne den Menschen nie verstehen kann...Und deshalb sagte Jesus, als er uns beten lehrte: Sagt: unser Vater im Himmel...Jeder Mensch weiß was ein Vater ist, es wird ja im Gebet selbst beschrieben. Und das ist das Bild, das wir brauchen, um zu verstehen. Wir brauchen Bilder und Gott selbst gibt uns Bilder, um zu verstehen.
Ich habe selbst mal Heilung erlebt, weil ich von meinem Erzeuger-Vater geprägt war (Grausamkeit, Verlassenheit, Angst usw.) war der Schöpfer-Gott Gnade, Frieden, Geborgenheit. Was soll daran agnostisch sein, wenn ich sage, Gott ist mein Papa? Ich fühle mich ihm zugehörig und verwandt. Und der Geist Gottes gibt meinem Geist Zeugnis, dass ich sein Kind bin...
Und da kommt keiner gegen an, noch nicht mal die Zeugen Jehovas!

Anonym hat gesagt…

Can anyone love on command? Can we relate, without intimacy? So heißt es in einem Lied von Don Potter. Im AT steht, man soll sich kein Bild machen, im NT sind neue Voraussetzungen da, der heilige Geist ist ausgegossen in unser Herz und genau deshalb rufen wir ABBA, lieber Papi. Nicht WIR schaffen das Lieber-(Grinsebuddha)-Daddy-Bild, sondern wir empfangen den Geist, und damit die Offenbarung, der Kindschaft. Jesus sagte: Wer mich sieht, sieht den Vater. Ich versteh das als Einladung: Schaut mal genau hin, wenn ihr unsicher seid, woran ihr mit Gott seid. Andernfalls hätte er doch besser sagen sollen, "schließt bloß nicht von mir auf Gott, nix Genaues weiß man nicht".
So wie ich´s verstanden hab, sucht der Vater mit seinen Kindern herzliche vertraute Beziehung, und Liebe ist nun mal AUCH emotional. Auf diese Sehnsucht Gottes zu reagieren, hat nichts mit psychologischer Weicheierei zu tun oder mit Esoterik. Für mich ist der "liebe Papi" eine der schönsten befreiendsten Wahrheiten der Bibel, sie hat mein Leben mit Gott (nach fast 30 Jahren) völlig umgekrempelt. Aber Recht gebe ich dir auf jeden Fall, Ralle, dass man sich auch sehr gut hinter einem einseitigen Weicheipapi verstecken kann - wenn man will. Für mich ist "Vati" und "Richter" überhaupt kein Widerspruch.

LG, Vera

Don Ralfo hat gesagt…

@Vera: Wenn der heilige Geist uns den Vater (oder Papa) offenbart, ist das wohl etwas Anderes, als wenn wir uns selbst solch ein Bild "machen" bzw. solch ein Bild von der Kanzel einsuggeriert bekommen.
Der Geist kann uns aber sicher auch Gott als Richter offenbaren. Sicher gehen solche Offenbarungen mit inneren Bildern einher. Das können wir wahrscheinlich auch gar nicht abschalten.
Ich denke dieser Punkt "Offenbarung durch den h. Geist" ist der Kernpunkt hier. Das ist auch ein ganz anderer Ansatz, als das Einsuggerieren eines bestimmten Bildes. Ich habe aber durchaus den Eindruck, daß beide Möglichkeiten real vorhanden sind.
Freue mich immer über Deine Kommentare.
Lieben Gruß
Ralle

Geier hat gesagt…

Schöner Aufsatz. Zu dem von Dir angerissenen Problem um die These »Du must Dich erst selber lieben, um Deinen Nächsten lieben zu können.« hatte ich vor einiger Zeit den Text »Selbstliebe — Tugend oder Irrweg?« geschrieben.